Releasetermin: 22.05.2018

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Sport
Entwickler: Breakpoint Studio
Herausgeber: Bigben Interactive

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Tennis-Fans haben es auf der Playstation 4 wirklich nicht leicht. Auch wenn die Konsole inzwischen beinahe fünf Jahre auf dem Markt ist, sind Simulationen rund um die beliebte Sportart absolute Mangelware. Hinzu kommt, dass AO International Tennis den Sport zwar kürzlich endlich auf die aktuelle Konsolengeneration gebracht hat, jedoch leider nicht auf ganzer Linie überzeugen konnte. Große Hoffnungen lagen daher auf Tennis World Tour: zahlreiche ehemalige Entwickler haben beschlossen, einen spirituellen Nachfolger zur erfolgreichen Top-Spin-Reihe zu entwickeln. Wir haben uns für euch auf den Platz gewagt und überprüft, ob Tennis World Tour der erhoffte Tennis-Spaß geworden ist.

Die Hälfte fehlt

Im Grunde ist Tennis World Tour eine ziemlich klassische Tennis-Simulation ohne Spiel-Elemente, die absolut revolutionär für das Genre sind. Für die Matches könnt ihr insgesamt zwischen 31 verschiedenen Sportlern wählen. Dabei habe ich mich besonders darüber gefreut, dass die Entwickler die Lizenzen für Ikonen wie Roger Federer ergattern konnten. Auf der anderen Seite ist besonders die weibliche Riege stark unterbesetzt und größere Tennis-Fans könnten weiterhin einige bekannte Gesichter vermissen. Eure Chancen auf dem Platz können dabei von eurer Sportlerwahl beeinflusst werden: je nachdem, wen ihr wählt, hat eure Figur ganz unterschiedliche Werte in Attributen wie Kraft, Ausdauer und Agilität.

Bei der Auswahl der Spieleinstellungen kommt dann aber schon eine der größten Ernüchterungen: bislang bietet Tennis World Tour tatsächlich nur Einzel-Partien, 2-gegen-2-Matches sind im Spiel noch nicht vorhanden. Doch damit nicht genug: auch Online-Modi fehlen komplett, sollen aber in Zukunft nachgereicht werden. Ausgehend vom aktuellen Stand wirkt Tennis World Tour aber absolut unfertig. Dazu äußerten sich sogar schon die Entwickler: Irgendwo zwischen beeindruckender Ehrlichkeit und Dreistigkeit gegenüber der Käuferschaft erklärte BigBen Interactive Gründer Alain Falc in einem Interview, dass man das Spiel auch intern gerne noch nicht veröffentlicht hätte. Im Endeffekt war es ein Marketing-Deal, der die Entwickler zum verfrühten Veröffentlichen des Titels getrieben hat – leider leidet darunter primär der enttäuschte Käufer.

Fehlender Feinschliff an allen Ecken

Aber auch wenn das Release-Modell sehr fragwürdig ist und bei den Inhalten noch einiges fehlt, ist Tennis World Tour nicht grundlegend schlecht. Besonders das einsteigerfreundliche Gameplay hat einen sehr guten Eindruck gemacht. Die Steuerung ist schnell erlernt: je nach gedrückter Taste wechselt eure Figur zum Beispiel zwischen flachen Schlägen, Topspins oder Slices. Haltet ihr die Schlagtaste länger gedrückt, verpasst ihr eurem Schlag die nötige Wucht, müsst aber möglicherweise mit verminderter Präzision rechnen. Die Variationsmöglichkeiten der Schlagarten sorgen für spannende Ballwechsel und erlauben verschiedene Taktikansätze. Leider ist die Laufsteuerung nicht ganz butterweich, was vermutlich auch den etwas hölzernen Animationen im Spiel geschuldet ist. Abseits davon macht Tennis World Tour grafisch einen soliden, aber unspektakulären Eindruck. Die sterile Präsentation und die halbherzig umgesetzten Fan-Tribünen lassen die Atmosphäre aber weit unter den Möglichkeiten zurück.

Um euch für die Offline-Matches des Exhibition-Modus vorzubereiten, könnt ihr im Trainings-Modus der Tennisakademie diverse Tennis-Techniken erlernen. Anfangs werdet ihr dort nur in den Grundlagen der Steuerung unterrichtet, später stehen auch knackige Herausforderungen auf dem Programm. Auch könnt ihr rudimentäre Turniere erstellen, die zwar ein netter Zusatz sind, aber nur wenige Einstellungsmöglichkeiten bieten. Im Mittelpunkt steht jedoch der umfangreiche Karriere-Modus. Für diesen könnt ihr bis zu 20 eigene Spieler im Charakter-Editor kreieren und mit ihnen anschließend die Tennis-Weltrangliste hochklettern. Neben persönlichen Angaben wie Alter oder Nationalität ist es euch auch möglich, euren Sportlern unterschiedliche Schlagstile oder Stimmen zuzuordnen. Leider sind die gestalterischen Freiheiten jedoch sehr begrenzt: statt umfangreicher Gesichtserstellung bietet der Editor nur zehn vorgefertigte Gesichter.

Zwischen Sport und Management

Um euch im Karriere-Modus einen Namen zu machen, lasst ihr euren Tennis-Spieler nach und nach an diversen Turnieren und Wettbewerben teilnehmen. Wichtig ist aber auch, was zwischen den einzelnen Veranstaltungen stattfindet: im Monatsrhythmus entscheidet ihr immer wieder aufs Neue, ob ihr lieber ein weiteres Match bestreiten wollt oder die Zeit lieber für Trainings oder Vorbereitungen nutzt. Bei den Trainings steigert ihr nicht nur euer spielerisches Können, sondern könnt auch verschiedene Schlagarten für den Zeitraum von einigen Monaten verbessern. Zusätzlich erhaltet ihr, wie bei den Turnieren auch, Erfahrungspunkte, mit denen ihr die Fähigkeiten eures Spielers nach Wahl verbessern könnt. Durch Vorbereitungen erlangt ihr beispielsweise einen Kraft- oder Agilitäts-Bonus – kleine Nuancen, die auf dem Platz durchaus einen Unterschied machen können. Doch Vorsicht: Auch die Fitness kann kritisch werden, wenn ihr euch nicht auch zwischendurch mal einen Ruhemonat gönnt.

Apropos Unterschiede auf dem Platz: die 17 Stadien unterscheiden sich nicht nur optisch, sondern auch in Aktion. Je nachdem, ob ihr auf Sand, Gras oder auf hartem Bodenbelag spielt, sind spielerische Verschiedenheiten durchaus auffällig. Tennis World Tour wird dabei aber nie zu simulationslastig und ermöglicht auch spaßige Partien mit unerfahreneren Spielern. So auch im Karriere-Modus: Die Auswahl eines Trainers, der Auswirkungen auf eure sportlichen Fähigkeiten hat und ebenfalls in der Stufe aufsteigen kann, ist simpel und einsteigerfreundlich. In der Summe mit den Trainings, der Investition von sogenannten Archetypen-Punkten in verschiedene Werte und Anpassungen eurer Ausrüstungen und Outfits zeigt sich das Solo-Programm von Tennis World Tour auch abseits der sportlichen Auftritte gehaltvoll.

Aber auch die umfangreiche Karriere kann trotz Fitness- und Ausrüstungsmanagement nicht langfristig unterhalten. Das liegt vor allem daran, dass der Aufstieg trotz neuer Freischaltungen bereits nach einigen Stunden recht monoton verläuft. In Tennis World Tour vermisse ich neben realen Top-Ereignissen und Highlights in der Karriere auch eine packende Inszenierung der Events. Zusätzlich offenbaren sich immer wieder neue Kleinigkeiten im Gameplay, bei denen sich der fehlende Feinschliff des Titels zeigt. Dazu zählen zum Beispiel kleinere Bugs oder auch Probleme im Balancing, aber auch fehlende Kontrolle bei Aufschlägen oder unrealistische Returns.

Wertung im Einzelnen
Gameplay
7
Grafik
6
Karriere
6
Inhalt & Umfang
4
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