Releasetermin: 25.10.2019
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Rollenspiel
Entwickler: Obsidian Entertainment, Virtuos
Herausgeber: Private Division, Take 2 Interactive
Auf den Game Awards 2018 wurde ein neues Rollenspiel verkündet, das aus der Feder von Obsidian Entertainment stammt. Diese arbeiteten bereits an dem Endzeit-Hit Fallout: New Vegas und wissen daher, wie man gute RPGs gestaltet. Auch in The Outer Worlds sollen jede Menge Freiheiten für ordentlichen Spielspaß sorgen. Jede Menge Quests, spannende Geschichten und komplexe Lösungswege sollen Spieler außerdem bei Laune halten und das Gameplay intensivieren. Gerade Letzteres blieb bei den neusten Fallout Ablegern leider eher Mangelware. Ob den ehemaligen Fallout Machern auch mit The Outer Worlds ein weiterer Hit gelungen ist und eine gute Alternative für Fans bietet, klärt sich im Test.
Eine Reise durch das Weltall
Das Setting von The Outer Worlds spielt in einer Zukunft des Halcyon Systems. Das Kolonieschiff der Hope gilt als verschollen und Gesetzlose sowie Korruption und Versklavung gehört in den Welten des Systems zum Tagesablauf. Der verrückte Wissenschaftler Phineas Wells findet glücklicherweise jedoch die Hope und schafft es einen der dort eingefrorenen Besatzungsmitglieder zu befreien. Und wie es der Zufall so will, seid ihr dieser eine auserwählte Retter des Systems – oder etwa nicht? Dazu aber später mehr.
Zunächst wird erstmal der Charakter erstellt. Dafür werden bekannte Mechanismen genutzt, mit denen ihr das Aussehen des Helden konfigurieren könnt. Aber da endet es nicht, denn ihr müsst gewisse Grundattribute festlegen, die die Fähigkeiten des Protagonisten beschreiben. Seid ihr eher der Hau-Drauf Typ, so könnt ihr alles in Stärke investieren. Oder möchtet ihr lieber eine Scharfe Zunge haben, so skillt doch lieber in die Dialogfertigkeiten. Der grundsätzliche Build schlägt erstmal eine Richtung vor, die ihr im späteren Verlauf des Spiels weiter ausbauen könnt. Bereits hier merkt man dem Spiel seine kreativen Freiheiten an, da jeder Typ einen gewissen Progress erzielen kann, der sich nach euren Vorlieben richtet. Manche Skills und Talente verfügen ab einem bestimmten Wert sogar über neue Effekte. Setzt ihr Skillpunkte beispielsweise in die Dialogfertigkeiten, könnt ihr später Gegner einschüchtern, die im Kampf in die Knie gehen. Wurde genug ins Hacking gesetzt, können Terminals besser gehackt werden, was euch neue Möglichkeiten in einigen Quests bietet.
Das Skillsystem fängt direkt zu Beginn an und wird im weiteren Laufe noch weiter ausgebaut. Durch die umfangreichen Möglichkeiten ist für jeden Typ eine Spielweise dabei, die er bevorzugt.

Auf eurer Reise durch Halcyon verschlägt es euch in mehrere größere Gebiete mit Städten, Wäldern und alles was dazu gehört. Da wir hier aber nicht von einem reinen Open World Spiel reden und das Budget gewissermaßen begrenzt war, hat man sich für mehrere größere Areale entschieden, die aber überschaubar und detailreich bleiben. Jedes Areal hat seine eigenen Merkmale. So gibt es beispielsweise u.a. das Erden-ähnliche Terra-2, die Raumstation auf der Groundbreaker oder dem Asteroiden Scylla – jedes mit seinen eigenen Problemen und Geheimnissen. Das environmental-Storytelling ist leider weniger gut gelungen. Wer Genaueres über die geheimen Labore oder ähnliches erfahren möchte, muss auf häufig PC-Terminals zurückgreifen, die Nachrichten oder Berichte enthalten. Wer nicht gerne lange Texte liest, aber trotzdem auf Details zur Hintergrundgeschichte achtet, zieht hier den Kürzeren. Man muss aber dazu sagen, dass die Texte sehr gut ins Deutsche übersetzt und stimmig sowie glaubhaft geschrieben sind, was es interessanter macht einen Blick auf die PC-Konsolen zu werfen.

Natürlich bieten euch die Regierungsmächte der Areale nicht die einzige Herausforderung. Außerhalb der Safe-Spots lauern einige Plünderer oder andere Monstrositäten, die euch nach dem Leben trachten. Von Robotern über menschliche Gegner bis hin zu Reptilien-ähnlichen Wesen ist alles dabei. Trotz den vielseitigen Gebieten musste ich aber feststellen, dass die Gegner sich häufiger wiederholen. Die menschlichen Plünderer zum Beispiel findet ihr im gesamten Spiel an jeder Ecke. Es sind aber auch besondere Monster enthalten, die es einmalig auf einem bestimmten Planeten gibt.
Geht ihr aus einem Gefecht siegreich hervor, könnt ihr deren Loot einsammeln.
Loot, Loot und noch mehr Loot
Wie es zu einem guten RPG gehört, werdet ihr auf jede Menge sammelbare Gegenstände stoßen. Jede Tierart besitzt beispielsweise seine eigene Haut oder Organe, die ihr plündern und verwenden könnt. Menschliche Gegner tragen oft Waffen, Geld oder andere Ausrüstung mit sich rum und den Rest findet ihr überall in Behältern, Truhen oder Schränken, die es massig in den Welten von The Outer Worlds gibt. Es gibt so viele Gegenstände, dass man schnell mal die Übersicht verliert. Neben Munition, unzähligen Waffen und Rüstungen, finden Spieler auch Upgrades für ihre Waffen oder sehr sehr viel “Buff-Food”. Letzteres stärkt vorrübergehend eure Werte, setzt Cooldowns zurück oder heilt euch von diversen negativen Effekten. Da euer Inventar aber über eine begrenzte Größe verfügt, führt dies häufig zum wiederholten Aussortieren und Zerlegen. Gerade das “Buff-Food” ist auf den leichten bis normale Schwierigkeitsgrade gar nicht mehr nötig, da das Spiel dank Begleiter und starken Waffen in den unteren Schwierigkeitsstufen einfach genug ist.
Der Held oder der Schurke
Was ich mit meiner Anspielung zu Beginn des Tests sagen wollte, wird nun deutlich. Denn in The Outer Worlds besitzt ihr so viele Freiheiten, dass ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr das System retten oder noch weiter zerstören möchtet.
An jeder Ecke finden sich NPCs, mit denen ihr sehr lange Konversationen führen könnt. Die fallen mal mehr Humorvoll aus oder mal etwas dramatischer. Was diese Dialoge aber so besonders macht, ist die Art, wie ihr diese angehen könnt. Spieler können Dinge in Frage stellen oder einfach hinnehmen. Habt ihr genug in Dialogfähigkeiten investiert, könnt ihr sogar eure eure scharfe Zunge spielen lassen. Mit “Überzeugen” werden NPCs zu eurem Willen animiert. Mit “Lügen” könnt ihr ebenfalls Konversationen für euch entscheiden. Dann gibt es noch das “Einschüchtern”, das sich genauso zu eurem Vorteil entwickeln kann. Ihr seht, dass euch alles offensteht.

Es liegt nun beim Spieler, ob dieser den Forderungen brav nachgeht oder den Konversationspartner abwimmelt oder sogar über den Jordan schickt. Richtig gelesen – ihr könnt jeden Questgeber bei Bedarf erschießen. Das hat natürlich seine Auswirkungen, über die ihr euch im Klaren sein solltet. Das Spiel selbst sucht sich dann einen weiteren Weg, wie es die Story fortsetzt. Theoretisch könnt ihr bei Bedarf jeden einzelnen NPC erschießen. Das ist ganz eure Entscheidung.
Manchmal führt der Werdegang einer Konversation sogar zu einer neuen Nebenquests, die ihr nur durch einen bestimmten Dialog freigeschaltet habt.
Quests gibt es massig. Mal werden interessante Geschichten erzählt, oft werdet ihr leider aber nur als Botenjunge losgeschickt. Dinge wie einen verlorenen Sohn wiederfinden oder das Tagebuch eines Bekannten, der bei einer Mantiqueen drauf gegangen ist, zurückzubringen gehört zum Tagesgeschäft. Da helfen zum Glück die vielen gut gesetzten Schnellreisepunkte auf der Map aus. Dadurch ist man wesentlich schneller am Ziel als wenn man jedes Mal den langen Weg zurücklegen muss. Leider aber sind da noch die Ladezeiten, die auf Konsolen viel zu lange brauchen. Gerade für diese Botengänge müsst ihr viel schnellreisen und werdet mit langen Ladezeiten konfrontiert, die auf das nervliche Gemüt gehen. Während ihr auf Questreisen oder Erkundungstour seid, steht ihr häufig feindlichen Truppen im Kampf gegenüber.

Futuristische Schussgefechte
Gekämpft wird mit Schusswaffen aller Art sowie deren Pendant im Nahkampf wie Schwerter, Knüppel und vieles mehr. Neben den normalen Schrotflinten, Sturmgewehren oder Pistolen gibt es auch sogenannte Wissenschaftswaffen, die das Gunplay nochmal etwas interessanter gestalten. Diese verleihen euren Kugeln einige Spezialeffekte, die beispielsweise eure Gegner schrumpfen lassen, sie gegen ihre Kameraden kämpfen lassen oder sie komplett auflösen, sodass nur noch ein Ascheklumpen übrigbleibt.

Ergänzt werden die Gefechte durch besondere Fähigkeiten eures Charakters, mit denen ihr unter anderem die Zeit verlangsamen könnt, um so einen kritischen und präzisen Treffer zu landen. Die Ideen sind schonmal in Masse vorhanden und lassen das Kampfsystem innovativ wirken. Leider mangelt es dafür umso mehr am Trefferfeedback, da sich die gelandeten Kugeln nicht so wuchtig anfühlen, wie sie es hätten sein sollen. Durch die unzähligen Waffen und Verbesserungen bietet das Kampfsystem aber trotzdem genug Raum für Shooter Fans und fügt sich in die Weltall Thematik des Titels gut ein.
Wer es lieber ruhig angeht, kann auch auf eine Stealth Methode zurückgreifen. In Büschen und hinter Kisten und Felsen ist es möglich sich zu verstecken und an den Widersachern vorbei zu schleichen. Leider gibt es keine direkten Stealth Kills. Ihr könnt Gegner zwar mit einem Hieb ungesehen ausschalten, aber dafür benötigt ihr die richtigen Werte in Nahkampfwaffe und einem Skill, der euch einen kritischen Treffer ermöglicht, wenn ihr ungesehen einen Gegner niederstreckt. Aber erwartet keine Stealth Kill Animation oder ähnliches. Diese sind so nämlich nicht vorhanden.
Eine weitere gelungene Ergänzung ist eure Crew, die euch bei euren Auseinandersetzungen und den Dialogen unterstützen.
Eine helfende Hand
Ihr habt zwar die Möglichkeit auf eigene Faust zu handeln und zu reisen, müsst dies aber nicht zwingend. Schon früh im Spiel erhaltet ihr Zugriff auf euer eigenes Raumschiff, das euch als Basis dient und mit dem ihr von einem Gebiet zum nächsten fliegt.
Im Laufe der Zeit trefft ihr auf diverse Personen, die sich euch anschließen möchten. Sagt ihr dem zu, gewinnt ihr einen neuen Kameraden, der euch im Kampf unterstützt und sich an Dialogen beteiligt. Insgesamt könnt ihr bis zu 6 Crewmitglieder aufnehmen, von denen ihr 2 unterwegs als Begleiter mitnehmen dürft. Jedes Mitglied besitzt einen eigenen gut geschriebenen Charakter und eine persönliche Quest, die euch mit der betroffenen Person besser vertraut macht. Besonders toll ist, dass diese nicht einfach nur unbedeutende Sidekicks sind, sondern auch von manchen NPCs wiedererkannt werden. Um das besser zu verdeutlichen, habe ich folgendes Beispiel für euch: Auf der Unbreakable stoßt ihr auf Felix, der sich euch gerne anschließen möchte. In einer Nebenquest sollt ihr in die unteren Bereiche des Schiffs, wo sich Ganoven rumtreiben. Diese lassen euch erst vorbei, wenn ihr einen bestimmten hohen Wert in den Dialogfertigkeiten übersteigt. Anderenfalls müsst ihr euch mit der ganzen Truppe anlegen und sie umlegen. Habt ihr aber zufälligerweise Felix mit im Team, wird dieser von den Ganoven wiedererkannt. Sie freuen sich ihn wiederzusehen und lassen euch demnach sofort durch, da ihr zu ihm gehört. Diese Details sind etwas ganz Besonderes. Manchmal teilen eure Kameraden euch ihre Meinung mit oder überzeugen andere NPCs von eurem Anliegen. Dass die Charaktere so gut ins Geschehen eingebunden werden und über einen besonderen Charme verfügen, stärkt die Bindung immens. Man könnte schon sagen, dass diese Art und Weise gewissermaßen einem Mass Effects ähnelt, bei dem man eine ähnliche Bindung zur Crew aufbauen konnte.
Aber nicht nur in den Dialogen bringen sich eure Sidekicks ein, sondern auch im Kampfgeschehen. Nach eurem Belieben könnt ihr sogar deren Verhalten einstellen. Lieber offensiv oder defensiv? Das ist eure Entscheidung. Sehr hilfreich sind auch die Begleiter-Skills. Das sind Fähigkeiten, die ihr per Knopfdruck aktivieren könnt und eure Kameraden fangen an die Feinde mit ihren Waffen zu attackieren. Parvatis Schockangriff kann beispielsweise den Gegner für kurze Zeit paralysieren. In Kämpfen mit mehreren Feinden sind diese Skills also äußerst nützlich. Ich kann euch daher in jedem Fall raten immer zu Begleitern zu greifen. Falls ihr lieber alleine unterwegs seid, könnt ihr diesen Weg natürlich auch gehen.