Releasetermin: 24.09.2019
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action RPG
Entwickler: Deck13
Herausgeber: Focus Home Interactive
Im Jahre 2017 brachte das deutsche Entwicklerstudio Deck13 ein Soulslike Spiel im Sci-Fi Universum auf den Markt, das prinzipiell überzeugen konnte, aber mit Kritik zum industriellen Setting und der Handlung leben musste. Mit der Fortsetzung The Surge 2 möchten die Macher alles zum Besseren wenden. Die Entwickler versprechen mehr Bosse, ein spannenderes Setting und mehr Fokus auf Storytelling. Doch können die Mannen von Deck13 dieses Mal das Eis mit ihrem Spiel brechen und auf ganzer Linie überzeugen? Wir schauen uns den zweiten Teil genauer im Test an.
Grauenvolle Hinterlassenschaften von CREO
Noch im Vorgänger schlüpften Spieler in die Rolle von Warren, einem angehenden Mitarbeiter der Firma CREO, welcher mit den Konsequenzen der Aktivitäten des Unternehmens konfrontiert worden ist. Teil 2 setzt genau da an, wo der erste endete. Dieses Mal könnt ihr euren Charakter zu Beginn selbstständig erstellen, müsst dafür aber auf einen sprechenden Protagonisten verzichten. Dialoge mit NPCs enden demnach eher in Monologe. Die Antworten wählt ihr selbst aus und schaut daraufhin den Reaktionen der Figuren zu. Schwerwiegende Entscheidungen gibt es im Spiel allerdings nicht. Ihr könnt ihnen lediglich Fragen über die Welt und dessen Person stellen.
Doch worum geht es nun in The Surge 2? Wie bereits erwähnt spielt die Handlung direkt nach dem Ende von Teil 2. Die Stadt Jericho City ist nach dem Ende vom Vorgänger mit Naniten, einer künstlichen Intelligenz, befallen worden und wird im Spielverlauf als “Naniten-Seuche” bezeichnet. Unser Protagonist landet nach einem Flugzeugunfall im Kern von Jericho City und muss sich gegen die verrückt-gewordenen bzw. infizierten Menschen sowie die gefährlichen Nanitenwesen behaupten. Von dort an kämpft ihr euch euren Weg durch die Stadt und folgt den Visionen eines kleinen Mädchens.

Wie auch schon im ersten Teil, findet ihr im Laufe der Zeit diverse Sammelobjekte wie Logs oder Audiodateien, die euch mehr über die Welt und deren Geschehnisse verraten. Manchmal könnt ihr auch mit NPCs quatschen und erhaltet so wertvolle Informationen über den Ausbruch oder andere Aktivitäten der Stadt. Im Gegensatz zum vorherigen Titel hat The Surge 2 mehr Geschichten zu erzählen und weiß, wie man diese aufregend rüberbringt. Nach und nach bekommt ihr immer mehr Hinweise auf die Seuche und begegnet mal mehr und mal weniger interessanten Charakteren. Fans des ersten Teils bekommen ab und an sogar das ein oder andere Easter Egg sowie bekannte Referenzen zu Gesicht. Wer ab Teil 2 einsteigen möchte, muss im Übrigen nicht zwingend den Vorgänger gespielt haben. Die Geschichte um die verfallende Stadt und dessen Bewohner wird auch so ausführlich genug erzählt, um Neulinge komplett abzuholen. Die weitläufige Welt von The Surge 2 geht ebenfalls nahtlos in die Geschichte über.
Eine Stadt voller Naniten – ein bisschen Soulslike
Mit Jericho City stellt euch The Surge 2 eine Spielwelt in Form einer riesigen Stadt zur Verfügung. Wie man es aus einem Soulslike Spiel kennt, wandert ihr immer zwischen einzelnen Arealen hin und her und rastet an einer Station (im Spiel “Medibay” bezeichnet). An dieser Medibay habt ihr die Möglichkeit das Level eures Charakters zu erhöhen, Werte wie HP oder Ausdauer zu steigern oder gefundene Ausrüstung herzustellen bzw. upzugraden. Beißt ihr auf euren Stadttouren mal ins Gras, spawnt ihr wieder an der Station und alle Gegner warten erneut an ihren gewohnten Plätzen. Erfahrungspunkte erhaltet ihr von getöteten Gegnern in Form von Tech-Scrap. Ist der Protagonist gefallen, dürfen alle gesammelten Erfahrungspunkte erneut aufgesammelt werden. Allerdings gibt es hier ein Zeitlimit, das meist auf ca. 2 Minuten begrenzt ist. In dieser Zeit gilt es die Tech-Scrap am Ort des Ablebens wieder aufzusammeln und die zurückgewonnene Erfahrung an einer Medibay zu sichern.

Jedes Gebiet startet mit einer Medibay Station. Wie man es aus Genrevertretern gewohnt ist schreibt euch das Spiel einen bestimmten Weg vor, den ihr nehmen müsst. Wer sorgfältig sucht, findet gewisse Abkürzungen, die nach einer zurückgelegten Distanz wieder zur Medibay führen. Ihr öffnet meistens Türen von der anderen Seite, schaltet Magnetlifte frei oder ähnliches, die dann ab sofort genutzt werden können, um einen großen Teil des Weges zu umgehen oder andere Geheimnisse zu entdecken. Die einzelnen Level sind wie im Vorgänger wieder sehr gut miteinander verstrickt und man selbst rechnet nie damit, plötzlich nach der Tür in vertraute Gefilde zu treten, um an einer Station rasten zu können.
Wer schonmal einen Soulslike Titel gespielt hat, sollte sich hier schnell heimisch fühlen. Die Elemente sind zwar mittlerweile keine Innovation mehr, schaffen es aber in The Surge 2 aufgrund der guten Umsetzung immer wieder aufs Neue zu überzeugen.

Das Level Design punktet jedoch nicht nur in seiner tollen Vernetzung mit dem Safespot sondern auch in den abwechslungsreichen Arealen allgemein. Von einem Gefängnis über die Downtown bis hin zu Docks oder einem Park ist alles dabei. Vorbei sind die Zeiten als ihr im Vorgänger noch durch monotone Industrieanlagen gestampft seid. Jetzt bekommen SciFi Fans mit all den schönen futuristischen Gebieten auch etwas fürs Auge. Überall finden sich Hologramme oder andere SciFi–Elemente, die die Stadt schmücken. Manchmal nutzt ihr Lifts oder Seilrutschen, um schneller an andere Orte zu gelangen oder neue versteckte Orte freizuschalten. Manchmals ist dies auch notwendig, um große Straßen mit durchgedrehten Menschen oder Nanitenwesen zu umgehen.
Verschnaufpause gefällig?
An einigen Stellen im Spiel gelangt ihr auch in größere Safespots. Innerhalb dieser Bereiche könnt ihr mit NPCs sprechen, neue Ausrüstung einkaufen oder lustige Interaktionen bewältigen wie in etwa seltsame Tänze ausführen oder Protestschilder in die Luft halten. Was Letzteres bringen soll, ist mir abseits von Zwecken zur Belustigung ein Rätsel.
Jedes dieser Gebiete beherbergt zusätzlich eine eigene Medibay, an der ihr euren Charakter verwalten könnt. Später im Spiel könnt ihr zwischen den Safespots schnellreisen, was euch wesentlich schneller unbeschadet von A nach B bringt. Hinzufügen lässt sich, dass man hier die meisten Ansprechpartner für Nebenquests findet.

Viel zu tun in Jericho City
Nebenquests erhaltet ihr von NPCs, die ihr vereinzelt in den Randgebieten der Stadt oder vermehrt in den bereits erwähnten größeren Safespots auffindet. Mehr Nebenquests zu implementieren war bereits von Anfang an der Wunsch der Entwickler, da man diese im Vorgänger noch an einer Hand abzählen konnte. In The Surge 2 ist das allerdings anders: Das gesamte Spiel erfreut sich an jeder Menge Nebentätigkeiten. Durch das Setting ergibt das auch Sinn, da in einer Stadt mehr Überlebende aufzufinden sind als in verlassenen Industrieanlagen.
Die Art und Weise wie die Sidequests ablaufen ist gemischt. Einerseits werden spannende Geschichten erzählt, die zu besonderen Ereignissen führen. Manchmal bestehen Nebenmissionen auch aus einer Questreihe, bei der ihr mehrere Tätigkeiten erfüllen müsst und so einer eigenen kleinen Storyline folgt. Andererseits gibt es aber auch die typischen Nebenquests, bei denen ihr einfache Audiologs für die Lösung anhören oder für den NPC relevante Dinge einsammeln müsst. Die Belohnungen fallen dafür allerdings sehr reichhaltig aus. Oftmals werdet ihr mit einer hohen Menge an zusätzlichen Erfahrungspunkten und spezieller Ausrüstung entlohnt. Auch wenn manche Quests weniger spannend sind, lohnt es sich dank der hochwertigen Entlohnung diese abzuschließen. Die neu gewonnenen Gegenstände helfen euch nämlich in der Hauptstory weiter voran zu kommen und die umherirrenden Gegner besser zerteilen zu können.

Schnipp Schnapp – Gliedmaßen ab
Eines ist klar: The Surge 2 spielt sich wie ein Soulslike Titel. Was das SciFi Spiel aber so besonders in diesem “Genre” macht, ist die Art und Weise, wie man gegen die Widersacher vorgeht. Wie im Vorgänger lässt sich jede Gliedmaße einzeln anvisieren und attackieren. Dabei muss auf die Rüstung der Gegner geachtet werden. Das HUD symbolisiert euch, ob der Feind aktuell an dem anvisierten Körperteil gerüstet ist oder nicht. Ist die Gliedmaße gerüstet, dauert es natürlich länger die Widersacher umzulegen. Es hat aber auch seine Vorteile, wenn man geschützte Stellen angreift. Sobald die Schutzschicht nämlich zerstört ist, kann man das Körperteil in einer wuchtigen Slow-Motion Cutscene abhaken. Ist euch das gelungen, hinterlassen die Gegner Materialien, mit denen ihr eigene Ausrüstung herstellen oder upgraden könnt.
Hackt ihr einer bestimmten Gegnerart das erste Mal ein Körperteil ab, erhaltet ihr den Bauplan für das jeweilige Ausrüstungsteil, mit denen ihr ein Set zusammenbauen könnt. Erstmals in der Fortsetzung gewährt euch ein komplettes Ausrüstungsset auch einen Bonus. Dieser kann beispielsweise so aussehen, dass die Gesundheit bei Finisher Sequenzen wieder um einen kleinen Teil aufgefüllt werden oder man keine Energie mehr fürs Entfernen der Körperteile benötigt.

Um die Körperteile zu entfernen ist allerdings ein gefüllter Akku erforderlich. Das ist eine zusätzliche blaue Leiste, die sich bei erfolgreichen Treffern füllt. Hat diese Leiste einen bestimmten Wert erreicht, könnt ihr eine Ladung nutzen, um den Feinden die beschädigte Gliedmaße zu entreißen. Was The Surge 2 ebenfalls anders macht ist die Verwendung von Heilitems. Ihr könnt Heilitems quasi so oft verwenden wie ihr Energie habt. Eine Ladung des Akkus füllt einen Teil eurer Gesundheit wieder auf. Diese Art von Gesundheitsregeneration zwingt Spieler ein offensiveres Verhalten an den Tag zu legen, um genügend Energie für Heilitems zu besitzen. Wer ständig ausweicht oder blockt und sich demnach öfter treffen lässt, beißt häufiger ins Gras, da der Energievorrat eures Akkus sich nicht mehr füllt. Da ist es wichtig die richtige Waffe zu verwenden, um die Widersacher ins Wanken zu bringen.
Auf das richtige Werkzeug kommt es an
Waffen erhaltet ihr ebenfalls, wenn ihr den Feinden diese entreißt oder Nebenquests abschließt. Allgemein gibt es sehr viele verschieden Waffen. Egal ob Schwerter, Zweihand-Waffen, Speere und Stäbe, Hämmer oder Dual Blades: Für jeden Typ ist hier etwas dabei. Einige Waffen bestehen sogar aus einer Mischung aus Dual Blades, die man aber auch kombiniert als größere und schwere Waffe verwenden kann. Jede Waffe verfügt über seine eigenen Werte. Neben den Angriffspunkten gibt es auch weitere Werte, die beschreiben wie schnell Gegner taumeln, wie viel Energie man pro Schlag erhält usw. So könnt ihr individualisieren, welches Instrument der Gewalt ihr für welchen Gegner verwenden möchtet. Einige Feinde sind besser mit schweren Waffen zu erledigen, andere eher mit schnelleren und leichteren Waffen. Bestimmte gewähren euch sogar Elementarschaden wie Feuer oder Schock. Deck13 hat hier sehr viel Varianz in die Gegner und Waffen gepackt, sodass man auch ein bisschen experimentieren kann. Außerdem ist es schön zu sehen, dass jede Waffe seine eigene Animation zum Abhacken der Gliedmaßen besitzt. Für den Fernkampf kommen unterschiedliche Drohnen zum Einsatz. Diese verfügen über normale Laserattacken, aber auch über Blitze oder einen wuchtigeren Laserstrahl. Positiv auffällig wird der Einsatz der Drohne, wenn man die Rüstung des Gegenübers aus sicherem Abstand zerstören möchte.

Das ist aber noch nicht alles, womit sich euer Charakter ausstatten lässt. In euren Exo-Suit könnt ihr sogenannte Implantate einfügen, die euch mit zusätzlichen Perks versorgen. Die Implantate lassen sich in den hintersten Ecken der Welt finden oder bei NPCs erwerben. So könnt ihr zum Beispiel den Schaden erhöhen, wenn ihr wenig Gesundheit habt oder den Akkuverbrauch senken. Später im Spiel gibt es auch Implantate, die es beispielsweise ermöglichen Energie nicht nur durch ausgeteilten Schaden zu erhalten, sondern auch durch eingesteckte Treffer. Auch mit den besonderen Effekten der Perks lassen sich diverse Kombinationen ausprobieren. Gerade bei den protzigen Bossgegnern sind manchmal bestimmte Implantate von Vorteil.
Die gefährlichsten Feinde in Jericho City
Bei den Bossen haben sich die Entwickler mächtig ins Zeug gelegt. Besonders die Anzahl der monströsen Endgegner wurde im Vergleich zum Vorgänger hochgedreht. Es gibt kleinere Bosse, die sich lediglich als verstärkte Fußtruppen herausstellen, aber auch mehrere größere mit mehreren Phasen. Und auch in The Surge 2 sind es die Bosse, die euch vor schwierige Herausforderungen stellen. Sie teilen nicht nur ordentlich aus und stecken kaum etwas ein, sondern machen euch zusätzlich das Leben schwer, indem sie teilweise zusätzliche Fußtruppen herbeirufen oder das Gebiet mit Fallen wie Minen übersähen. Dennoch gilt wie bei einem Dark Souls: Moveset studieren, Lücken zum Bestrafen finden und nicht zu gierig sein (auch wenn ihr das manchmal aufgrund des Features mit der Energieleiste sein müsst). Nur so geht ihr aus einem Bossfight erfolgreich hervor.

Wer auf eine besondere Belohnung aus ist, sollte die empfindlichen und geschützten Stellen der Bosse ins Visier nehmen. Wenn man es schafft, den Boss beispielsweise mit einem Finisher am rechten Arm zu töten, erhaltet ihr seine Waffe. Bei Bestienbossen müssen dann zum Beispiel die geschützten Stellen komplett zerstört werden ehe ihr zum Gnadenstoß ansetzt. Dadurch werden manche Bosskämpfe schwerer als zunächst gedacht. Ihr könnt es euch aber auch einfach machen indem ihr auf die Waffen verzichtet und die ungeschützten Stellen attackiert. So leert sich die Lebensleiste des Bosses natürlich schneller.
Kunstwerke von Spielern aus der ganzen Welt
Anders als beim ersten Teil gibt es auch rudimentäre Online Eigenschaften in The Surge 2. Mit einer Graffiti Drohen lassen sich überall Bildchen platzieren, die andere Spieler sehen können. So könnt ihr anderen hilflosen Spielern wertvolle Informationen hinterlassen wie z.B. der Weg zum nächsten versteckten Item.
Wenn der Protagonist sogenannten Rachegegnern über den Weg läuft, werdet ihr merken, dass diese stärker sind als die anderen Feinde aus dem Gebiet. Dabei handelt es sich um einen normalen Gegner, der einen anderen Spieler in seiner Session ins Jenseits geschickt hat. Tötet ihr den Rachegegner erhaltet ihr mehr Erfahrungspunkte.
Die Online-Features sind sehr einfach gehalten. Es ist schön, dass man anderen Menschen jetzt Botschaften hinterlassen kann. Leider gibt es aber keine Möglichkeit zum Helfen oder Infiltrieren in anderen Spielersessions.