Releasetermin: 22.08.2017

 

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Adventure
Entwickler: Naughty Dog
Herausgeber: Sony

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Ursprünglich war Uncharted: The Lost Legacy als eine DLC-Erweiterung für Uncharted 4: A Thief’s End gedacht. In der Entwicklung des Zusatzkapitels hat man bei den Entwicklern aber offenbar gemerkt, dass es doch noch mehr im Uncharted-Universum zu erzählen gibt und so wurde The Lost Legacy zum Standalone-Titel, der zum Budget-Preis erschienen ist. Die Erwartungen sind entsprechend gestiegen: nicht nur erwartet man bei einem eigenständigen Abenteuer grundsätzlich mehr Inhalt, auch muss The Lost Legacy in mächtige Fußstapfen treten. Uncharted 4: A Thief’s End zählt für mich nach wie vor zu den visuell, erzählerisch und spielerisch beeindruckendsten Erfahrungen auf der Playstation 4. Kann Uncharted: The Lost Legacy mithalten?

Die gefährliche Suche

Einige Monate nach den Ereignissen aus Uncharted 4 geht es erneut auf Schatzjagd. Erstmals in der Geschichte der Reihe schlüpft ihr dabei nicht in die Rolle von Nathan Drake, sondern von Chloe Frazer, die Fans bereits seit dem zweiten Uncharted ein Begriff sein sollte. Begleitet von Nadine Ross – als Antagonist aus A Thief’s End bekannt – beginnt in Indien die Suche nach dem Stoßzahn der Gottheit Ganesha. Leider gelang es Naughty Dog jedoch nicht, mir die Schatzjagd wirklich schmackhaft zu machen – Drakes letzte Suche nach Henry Averys großem Piratenschatz wurde wesentlich reizvoller eingeführt und hatte meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit bereits nach der ersten Minute. Generell wirkt Uncharted: The Lost Legacy im Verhältnis erzählerisch unspektakulärer und auch in der Inszenierung ein gutes Stück bodenständiger. Das muss zwar nicht zwingend schlecht sein, stinkt aber gegen die wendungsreiche Geschichte voller spannender Charaktere aus Uncharted 4 ziemlich ab.

Doch das Charakter-Duo aus Chloe und Nadine zeigt erneut, wo Naughty Dogs narrative Fähigkeiten liegen. Die Dialoge der beiden Figuren wirken glaubwürdig und wechseln gekonnt zwischen abenteuerbezogenen Gesprächen und alltäglichem Smalltalk. Schade, dass der stereotypische Antagonist – selbstverständlich sind nicht nur Chloe und Nadine am Stoßzahn interessiert – und das Wiedersehen mit einem alten Bekannten hingegen sehr flach ausfällt. Im letzten der insgesamt neun Kapitel fährt Uncharted: The Lost Legacy aber noch einmal zur Höchstform auf und liefert Action-Kino der feinsten Sorte – zwar jagt hier teilweise eine Skript-Aktion die nächste – wer der filmreifen Inszenierung von Uncharted aber bislang nicht abgeneigt war, wird auch hier wieder hervorragend unterhalten.

Nichts Neues?

Auf der Gameplay-Seite ändert sich auch mit Uncharted: The Lost Legacy nichts am Grundprinzip der Reihe. Das aktuellste Gerüst aus Uncharted 4 wurde übertragen und besticht nach wie vor durch glanzpolierte Third-Person-Shooter-Mechaniken. Die Action-Adventure-Reihe war dabei nie sonderlich innovativ, was etwa die Auswahl der Waffen oder zusätzliche Features angeht. Trotzdem funktionieren die Schussgefechte hervorragend und werden gerade durch das gesamte inszenatorische Drumherum zu einem spaßigen Unterfangen. Bei euren verwendeten Primär- und Sekundärwaffen seid ihr dabei stets im Wechsel: geht euch etwa die Munition eines Sturmgewehrs aus, müsst ihr euch bei bereits besiegten Feinden mit anderen Waffen oder Munitionsnachschub ausrüsten. Zusätzlich dienen auch noch Granaten oder C4 zum taktischen Vorgehen.

Was mir persönlich sehr gut gefällt, ist, dass auch Uncharted: The Lost Legacy erneut einen vorsichtigeren Ansatz des Spielers ermöglicht. In vielen Fällen ist es möglich, feindlichen Kontakt komplett zu verhindern oder zumindest lautlose Exekutionen durchzuführen. Hier kommt auch der große Kletteranteil ins Spiel: indem ihr an Felswänden entlang kraxelt könnt ihr Feinde hinterrücks in einen Abgrund zerren oder ihrem Blickfeld entkommen. Auch das Seil, mit dem ihr euch an bestimmten Stellen über Schluchten schwingen könnt, feiert in The Lost Legacy ein Comeback. Das macht nach wie vor eine ganze Menge Laune, erinnert aber 1:1 an die Erfahrung mit Uncharted 4 – ein neues Feature oder irgendeine Eigenheit von Chloe Frazer als Protagonistin wäre definitiv wünschenswert gewesen.

Atemberaubende Kulissen

Neben den Schussgefechten macht aber auch die Erkundung und das Rätseln einen großen Teil der Spielzeit von Uncharted: The Lost Legacy aus. Das ist besonders unterhaltsam, weil auch der neuste Streich von Naughty Dog wieder einmal großartig aussieht. Zwar werden hier nicht so viele unterschiedliche Schauplätze vorgeführt wie in einigen Vorgängern. Trotzdem bleibt man vielerorts stehen, betrachtet Täler, Wälder oder andere Kulissen und staunt über die unglaubliche Detailarbeit, die in jedes einzelne Gebiet des Spiels gesteckt wurde. Auch wird der Open-World-Ansatz, der schon Uncharted 4 innewohnte, in The Lost Legacy erneut aufgegriffen. Im vierten Kapitel des Spiels seid ihr über weite Strecken in einem Jeep unterwegs, könnt Aufgaben in beliebiger Reihenfolge lösen und sogar eine kleine Nebenquest erfüllen. Wirklich anspruchsvoll oder spielmechanisch fordernd sind die mitunter umfangreichen Kletterpassagen des Spiels gewiss nicht, besteigt man dabei allerdings antike Bauwerke, Statuen oder klettert durch toll gestaltete Höhlenkomplexe, werden auch unspektakuläre Gameplay-Momente ungemein aufgewertet.

Ähnliche Worte lassen sich auch über die Rätsel des Uncharted-Spinoffs verlieren. Natürlich sind einige der Kopfnüsse auch sehr durchdacht und warten mit neuartigen Konzepten auf, viel mehr ist es aber die Einbindung in das Spiel, die es wirklich interessant macht. Die ausgeklügelte Architektur der Bauwerke lässt Puzzles zu, die teilweise ganze Räume nutzen und niemals vergessen lassen, dass wir uns auf der Suche nach dem Stoßzahn der indischen Gottheit Ganesha befinden. Das Spiel wird dabei an keiner Stelle zu komplex oder schwierig, viele der Rätsel lassen sich im Zweifel auch durch längerfristiges Herumprobieren lösen.

Und danach?

Mit etwa sechs bis acht Stunden ist der Umfang von Uncharted: The Lost Legacy im Vergleich zu den Story-Kampagnen anderer Serienableger durchaus kurz bemessen. Das ginge angesichts des wesentlich niedrigeren Preises des Titels zwar in Ordnung, trotzdem ist es beruhigend zu sehen, dass Naughty Dog mit weiteren Inhalten punkten kann. Zunächst wäre da der Online-Multiplayer aus Uncharted 4, der auch in The Lost Legacy in seinem kompletten Umfang spielbar ist – inklusive aller DLC-Updates. Zusätzlich gibt es einen neuen Survival-Arena-Modus, in dem ihr – optional mit weiteren Spielern – gegen Wellen von Gegnern bestehen müsst. Weitere tolle Extras offenbaren sich außerdem nach Ende des Spiels. Uncharted-Veteranen sollten die teilweise urkomischen Bonus-Modifikatoren, die man fürs Sammeln diverser Gegenstände im Story-Modus erhält, bereits bekannt sein. Uncharted in schicker Comic-Optik, mit 8-Bit-Soundtrack, alternativen Charakter-Outfits und ohne Gravitation? Kein Problem!

Wertung im Einzelnen
Story
8
Grafik
9
Sound
9
Extras
9
Umfang
8
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