Wasteland 2: Director’s Cut im Test

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Releasetermin: 16.10.2015

Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Rollenspiel
Entwickler: InXile Entertainment
Herausgeber: Deep Silver

 

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Rundenbasierte Rollenspiele aus Vogelperspektive genossen vor einigen Jahren noch immense Beliebtheit. Heutzutage gehören solche Genrevertreter der Seltenheit an, weshalb ich mich umso mehr über die Ankündigung von Wasteland 2 für die PS4 gefreut habe. Der Titel kommt im „Director’s Cut“ auf die Konsole und präsentiert sich in verbesserter Optik und mit überarbeitetem Inhalt. Ob das Spiel auf der PS4 überzeugen kann, habe ich in meinem Test für euch herausgefunden.

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Getrübter Gerechtigkeitssinn

Spieler schlüpfen in die Rolle einer Truppe an Ödland-Rangern. In einer von nuklearem Krieg gezeichneten Welt durchstreifen sie die Einöde und üben ihr ganz persönliches Verständnis von Gerechtigkeit aus. Mit den Charakteren ist nicht zu spaßen – hier werden uns keine gewöhnlichen „Heldenfiguren“ präsentiert. Die mürrischen Söldner kommen mit ihren mentalen Problemen daher und treffen selten die richtige Entscheidung. Das Spiel liefert mit der Prämisse und Spielwelt eine fantastische Atmosphäre ab. Der düstere Umstand und die makelbehafteten Protagonisten haben eine bedrückende Stimmung zum Resultat. Die Ödnis wartet mit allerlei Entscheidungssituationen auf seine Spieler, die es in sich haben. Keineswegs gibt es eine klare Abtrennung von vermeintlich „gut“ und „böse“. Spieler müssen sich des Öfteren zwischen Pest und Cholera entscheiden und spüren manchmal auch erst im Nachhinein die Konsequenzen. Es hat mich durchaus getroffen, das erste Mal im InGame-Radio von einer Gruppe Überlebender zu hören, die gewalttätig zugrunde gerichtet wurde – nämlich von mir. Der Titel weiß, mit der Atmosphäre und den unbequemen Figuren umzugehen. Die verschiedenen Handlungsstränge werden mir durch ihre schockierenden und schwerfälligen Wendungen sicherlich noch einige Zeit im Kopf bleiben. Spieler sollten sich lediglich darauf einstellen, hier nicht mit einem guten Gefühl herauszugehen. Und genau das ist es, was Wasteland 2 so besonders macht.

Charaktereditor mit vielen Möglichkeiten

Die Truppe an Protagonisten besteht aus vier beinharten Söldnern. Das Spiel bietet uns aber kein festes Figurenaufgebot. Wir können unsere ganz eigenen Charaktere kreieren. Wer sich nicht die Mühe zur Erstellung machen will, kann auch auf zufällig-erstellte Spielfiguren zurückgreifen oder eine Mischung aus selbst-erstellt und zufällig-ausgewählt treffen. Es mag zwar praktisch sein, die Charakterkreation vollständig dem Spiel zu überlassen. Dennoch empfehle ich, zumindest grob an der Erstellung beteiligt zu sein und die Fertigkeiten der Figuren selbst zu bestimmen. Computer-erstellte Truppen können in ihrer Ausrichtung der Fähigkeiten sehr unausbalanciert sein. Ja, die schier riesige Auswahl an verfügbaren Fähigkeiten kann überwältigend sein, doch es lohnt sich. Spieler können sich hier ausgiebig entfalten und eine Strategie nach eigener Vorliebe für das Team finden. Es macht Sinn, einzelnen Figuren klare Rollen zu vergeben; beispielsweise die eines Medics oder eines Tanks. Die Möglichkeiten bei der Stat-Verteilung sind groß, was Rollenspielfans erfreuen wird. Was die bedachte Auswahl an Figurenstärken umso wichtiger macht: Einzelne Teammitglieder können den permanenten Tod sterben. Die Story geht weiter, auch wenn eine Figur ins Gras beißt. Das macht jedes einzelne Truppenmitglied wichtig und überlässt dem Spieler eine große Verantwortung. Mir hat es gut gefallen, dass die Handlung sich auf ein Vierer-Team konzentriert und nicht wie so oft auf nur vereinzelte Charaktere abzielt. Die Entfaltungsmöglichkeiten sind klasse, die Gefahr des permanenten Todes sorgt für Anspannung. Im Laufe des Titels können zudem bis zu drei weitere Ranger rekrutiert werden, was neue Möglichkeiten frei gibt.

Tiefgehendes Kampfgeschehen

Die Ödland-Ranger durchstreifen die Spielwelt auf einer Weltkarte aus Vogelperspektive. Auf der Weltkarte gilt es, verstrahlte Zonen zu umgehen und Wasserresourcen aufzufinden – denn gehen die Vorräte leer, ist der Tod durch Dehydration möglich. Der Trupp ist permanent über Funk mit der Basis verbunden, die den Spieler mit neuen Aufgaben und Informationen versorgt. Sogar die Aufstufung der Figuren gelingt über Funk, sodass die Funkübertragung eine wichtige Funktion darstellt. Betritt der Trupp einen Schauplatz, fährt die Kamera näher heran und enthüllt Menschen, die als Überlebende in den Arealen umherstreunen. Hier gibt es sowohl friedlich gesinnte Figuren zu finden als auch feindliche Ranger zu entdecken. Das Gefecht beginnt, sobald wir uns in den Sichtpegel der Gegner begeben oder einen Überraschungsangriff starten. Alle Feinde in Sichtweite schließen sich zusammen und stellen sich gegen uns. Das Kampfsystem hängt von vielen Aspekten ab – die Positionierung auf dem Schlachtfeld und die rundenbasierte Angriffs-Reihenfolge jedes einzelnen Rangers oder Feindes bestimmt den Kampfausgang. Viele Elemente sind direkt abhängig von den Statistiken der Figuren, was die Charakterkreation umso wichtiger gestaltet. Es ist nicht zu empfehlen, unbedacht durch die Ödnis zu streifen, sich blind in den Kampf zu stürzen und zufällig Manöver auszuwählen. Vielmehr ist eine gehörige Portion Strategie notwendig, um die knackigen Gefechte zu überstehen. In meiner Erfahrung hat es sich bewährt, vorsichtig zu agieren und sich einen Gegner nach dem anderen vorzuknüpfen. Auch lohnt es sich, die vier bis sieben gespielten Ranger nah beieinander zu behalten, um sich untereinander heilen zu können. Abhängig von den Stärken und Schwächen der erstellten Figuren und auch abhängig der Gegnerart können sich ganz unterschiedliche Kampftaktiken ergeben, die ein abwechslungsreiches Kampfgeschehen ausmachen. Lediglich der zähe Einstieg mag den einem oder anderen Spieler missfallen.

Nicht nur mehr Inhalt, sondern auch „hübscher“

Der Director’s Cut kommt mit überarbeiteten Dialogen, controllerfreundlicher Steuerung und einem verfeinertem Kampfsystem daher. Doch die größten Neuerungen sind visueller Natur. Die Optik wurde verbessert und kommt mit neuen Texturen, neuen Charaktermodellen und größerer Detailfülle der Umgebungen daher. Das Resultat ist durchwachsen, die Grafik präsentiert sich nämlich nicht sonderlich hübsch. Die Figuren wirken nach wie vor unscharf und viele Areale sind schlichtweg hässlich gestaltet. Das postapokalyptische Setting ist allerdings gut umgesetzt und die Effekte im Kampf sind ansehnlich präsentiert. Neben neuen Dialogen wurde dem Spiel auch eine neue englische Vertonung spendiert – Texte sind aber auch auf Deutsch verfügbar. Die Sprecher machen einen guten Job, was angesichts der Tatsache, dass wir über Funk recht häufig die Stimmen zu hören bekommen, eine Stärke darstellt. In Kombination mit einem schaurig schönen, atmosphärischen Soundtrack geht der Sound-Aspekt voll auf.

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Fazit

Wasteland 2: Director’s Cut ist ein tolles Rollenspiel nach alter Formel. Mit seinem durchdachten, rundenbasierten Kampfsystem stellt der Titel einen würdigen Genrevertreter dar. Mit großer Betonung auf die Charaktererstellung und anschließende Verwaltung der Fähigkeiten werden insbesondere Fans von Statistik-basierten Rollenspielen Spaß an Wasteland 2 haben. Die Kämpfe erfordern Grips und belohnen eine schlaue Vorgehensweise. Abseits der tiefgehenden Spielmechaniken überzeugt die dichte Atmosphäre. Nicht selten stellt uns das Spiel vor moralisch verwerfliche Situationen, die im späteren Spielverlauf ihre Folgen zeigen. Der Einstieg mag zäh sein und das Konzept gefällt sicherlich nicht jedermann – Fans von rundenbasierten Rollenspielen werden mit Wasteland 2 allerdings viele spaßige Stunden verbringen.

Positiv-Icon Charaktereditor und großer Fokus auf Skill-Harmonie

Positiv-Icon Postapokalyptische Stimmung gut aufgefangen

Positiv-Icon Keine klassischen Helden – der „Gerechtigkeitssinn“ kann auf die Magengrube schlagen

Positiv-Icon Strategie-Kampfsystem zum Grübeln

Negativ-Icon Zäher Einstieg, träges Kampfgeschehen

Negativ-Icon Grafik trotz Überarbeitung nicht wirklich ansehnlich

 

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)