Releasetermin: 12.04.2016
Medientyp: Blu-ray Disc, Download
Genre: Action-Adventure, RPG
Entwickler: From Software
Herausgeber: Bandai Namco
Im letzten Jahr erschien im März mit Bloodborne ein fantastisches Werk von From Software – dem Studio, das sich spätestens mit Demon’s und Dark Souls einen Namen gemacht hat. Zudem wurde vor rund einem Jahr Dark Souls 2 als „Scholar of the First Sin“-Remaster-Fassung für die PS4 veröffentlicht. Nun, nicht einmal 12 Monate später, ist Dark Souls 3 im Handel erhältlich. Wird der Markt nicht also mit Souls-Spielen übersättigt? Nein! Denn solange die Spiele der Reihe die konstant hohe Qualität halten können, freue ich mich jedes Mal aufs Neue auf das fordernde Spielgeschehen. So habe ich mich letzten Monat in Dark Souls 3 gestürzt, dem Titel viel eine Menge meiner Zeit geschenkt und das Spiel umfassend unter die Lupe genommen.
Prepare to die again?
Schon beim ersten Start des Titels wurde mir bestätigt, was ich auf der Gamescom 2015 in meiner kurzen Anspielsession bereits vermutet habe: Dark Souls 3 präsentiert sich etwas leichter als noch seine Vorgänger – anfangs zumindest. Es könnte daran liegen, dass ich nach Demon’s und Dark Souls 1 und 2 sowie Bloodborne quasi schon das fünfte Spiel der Reihe erlebe, oder daran, dass das Geschehen wirklich einen verminderten Schwierigkeitsgrad hat. Die ersten Areale und gar der erste Boss sind nicht so knifflig gestaltet, wie ich es von From Software’s Werken gewohnt bin. Die talentierten Entwickler scheinen zu wissen, dass Dark Souls bei weitem kein Nischenprodukt mehr ist, sondern als große Mainstream-Attraktion auch stets neue Spieler anzieht. Für diese scheint der Beginn etwas weniger gnadenlos gestaltet zu sein und so werden wir Schritt für Schritt in die Mechaniken und die grundsätzliche Steuerung eingeführt. Ein weiteres Anzeichen für den vereinfachten Start: Zunächst wirken die Spielumgebungen recht linear und öffnen sich erst später. Es dauert einige Stunden, bis die Areale so verwinkelt und mit Abkürzungen versehen sind, wie wir es von der Reihe gewöhnt sind. Dark Souls 3 hat sich anfangs wahrlich „leichter“ und zugänglicher angefühlt, was eigentlich eine schöne Sache ist: Auf diese Weise werden neue Spieler nicht gleich verprellt. Je mehr Leute wiederum in die Souls-Spiele eintauchen können, desto besser. Das heißt aber nicht, dass der gesamte Durchgang ein Zuckerschlecken ist. Sind wir erst einmal richtig in der Spielwelt angekommen und haben uns an Konzept und Steuerung gewöhnt, steht der dritte Dark Souls-Teil seinen Vorgängern hinsichtlich fieser und fordernder Art in nichts nach. Denn auch nach wie vor ist die größte Stärke das Gefühl der Errungenschaft, wenn wir einen knackigen Boss nach dem gefühlt hundertsten Versuch endlich erledigen. Die Verzweiflung, die wir verspüren, wenn wir unachtsam eine Menge Seelen verlieren, motiviert zum Fortsetzen. Die Achterbahnfahrt aus Frust und Trumpfgefühlen sorgt einmal mehr für ein unvergleichliches Erlebnis, das hoffentlich nicht nur eingefleischte Souls-Fans geboten bekommen.
Gameplay bleibt gleich – mit Verfeinerungen
Wenn wir schon beim Vergleich zu früheren Spielen sind, können wir im Gameplay an dieser Stelle weitermachen. Das Kampfsystem wurde überarbeitet und ist so präzise, wie Fans es sich gewünscht haben. Dabei sind diverse Aspekte von Bloodborne eingeflossen. So macht Dark Souls 3 ein schnelleres Spielgeschehen möglich, das hauptsächlich aufs Ausweichen basiert und die Souls-typische Schild-Benutzung außen vor lässt. Zwar dürfen Spieler nicht so aggressiv in den Kampf gehen wie noch in Bloodborne, doch hat das schnellere Kampfgeschehen eine tolle Dynamik zum Resultat. Doch werden wir keineswegs dazu gezwungen, unsere Spielweise voll und ganz auf die schnelle Art auszurichten. Ein vorsichtigeres Vorgehen mit Schild in der einen, Waffe in der anderen Hand (Empfehlung für Anfänger!) ist ebenso möglich wie beispielsweise ein Magie-Build mit Fernangriffen. Zu Beginn wird mit der Klassenwahl eine grobe Richtung vorgegeben, die mit Attribut-Aufstufungen nach dem Aufleveln Schritt für Schritt weiter geformt wird. In dieser Hinsicht haben die Souls-Spiele einen großen Vorteil gegenüber Bloodborne. Die Flexibilität des Charakters sorgt für einen größeren Tiefgang und lässt zudem deutlich mehr Spielvarianten zu. Estus-Flakone kehren zur Wiederherstellung von Gesundheit zurück, ebenso ist das System um Magie-Punkte erneut implementiert. Mit Estus-Scherben lässt sich die Anzahl an tragbaren Flakons wie gewohnt erhöhen. Neu dabei ist die Zuweisung von Estus und Asche, sodass zum Beispiel Spieler mit wenig Mana-Bedarf vermehrt Estus-Flakons herstellen können. Lagerfeuer sind weiterhin fester Bestandteil und versorgen den Spieler nicht nur mit Gesundheit, sondern machen auch Schnellreisen möglich. Mit etlichen Waffen, mystischen Objekten, Händlern, Schmieden, der Möglichkeit zum New Game +(++ etc.) sowie den beliebten Beschwörungen und Invasionen ist alles vorhanden, was das Souls-Herz begehrt. Doch hat sich From Software auch ein neues Element einfallen lassen, das einmal mehr das Kampfgeschehen auffrischt. Sogenannte „Waffenkünste“ machen besondere Fähigkeiten möglich, die von der derzeit ausgerüsteten Waffe abhängen. Diese Kampfhaltung frisst etwas Mana, doch kann sie je nach Waffe einen überaus nützlichen Effekt mit sich ziehen. Von temporären Feindes-Stuns bis zur Abschwächung der gegnerischen Abwehr sind diverse Auswirkungen dabei – ein praktischer Zugang im Kampf! Spieler werden dazu ermutigt, diese Funktion auszuprobieren und im Ernstfall geschickt auszunutzen. From Software hat mit Verfeinerungen im Gameplay für frischen Wind gesorgt und im Kern einmal mehr ein fantastisches Spiel abgeliefert.
Brücke zum ersten Dark Souls
Ebenfalls in typischer Souls-Manier wird die Handlung präsentiert. Die Geschichte wird bewusst verschwommen inszeniert und öffnet sich hauptsächlich denen, die tiefer in die „Lore“ eintauchen und jede Item-Beschreibung lesen sowie Hinweise in der Umgebung deuten. Ein untoter Krieger wird im Königreich Lothric zum „Ashen One“ auserkoren, der die Welt vor einer Apokalypse retten muss. Dazu zieht er los, um die vier „Lords of Cinder“ zu bekämpfen, die die Welt nach und nach mit Dunkelheit überziehen. Viel mehr von der Geschichte erzählt das Spiel in seinen ersten Stunden nicht – jedenfalls freiwillig. Jeder NPC, jedes Objekt und viele Umgebungen geben Hinweise darauf, wie es zur derzeitigen Situation kam. Wer also Zeit und Aufwand in die Geschichte setzt, wird etliche interessante Informationen erfahren, die sonst verborgen blieben. Anders als Dark Souls 2 zeigt der neuste Teil dabei Verbindungen zum ersten Dark Souls auf. Neben Lore-Verknüpfungen werden Fans der Reihe auch bekannte Areale bemerken, die von der lauernden Apokalypse bereits völlig zerstört und daher kaum noch wiederzuerkennen sind. Dark Souls 3 fühlt sich durch und durch wie eine logische Fortsetzung an, was sowohl im Gameplay als auch der Handlung durchscheint. Einmal mehr hat das Spiel zudem fantastische Nebenquests, die bei gesprächigen NPCs gestartet werden. Es lohnt sich, jede Figur anzusprechen – es könnte in einer spannenden Rand-Geschichte oder einer wertvollen Belohnung enden.
Bosskämpfe? Nö – Technische Probleme als wahrer Grund zur Verzweiflung
So qualitativ hochwertig From Softwares neustes Werk auch wieder ist, haben sich leider abermals auch wieder einige Bugs eingeschlichen. Spieler verbringen zwar mindestens 30 Stunden mit einem Durchgang und bei solch einer Spieldauer sind Bugs leider keine Seltenheit. Dennoch sind beispielsweise genau die technischen Probleme besonders nervig, die uns am Vollenden einer Quest hindern. Relevante Figuren tauchen nicht auf, wenn sie es sollen oder verschwinden gar, was das Einstreichen der angestrebten Belohnung hinfällig macht. Dieses Problem herrschte auch in vorherigen Teilen und muss sicherlich nicht jeden Spieler betreffen – doch wer dem Bug begegnet, wird sich zweifelsohne ärgern. Auch herrschen noch Probleme beim Beschwören und Eindringen anderer Spieler. Immerhin ist From Software aktiv dabei, sowohl Bugs auszuloten als auch andere Unstimmigkeiten wie dürftig balancierte Waffen zu verbessern. Unspielbar ist der Titel keineswegs, doch sollte den Spielern bewusst sein, dass Dark Souls 3 hinsichtlich der Bug-Anfälligkeit der Serie keine Ausnahme macht.
Atmosphäre: Eins mit Sternchen
Das Königreich Lothric sieht trotz Zerstörung durch die bevorstehende Apokalypse wahnsinnig schön aus. From Software hat es wahrhaft verstanden, Atmosphäre mit der Optik zu versprühen. Atemberaubende Weitsichten sowie beeindruckende Architekturen bringen Leben in die Spielwelt, die sich zudem vor allem mit einem Punkt auszeichnen kann: Das Gegner-Design. Kaum ein anderes Entwicklerstudio liefert konsistent solch faszinierend-ekelhafte Feinde ab. Nicht nur die vielen Boss-Gegner sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet, sondern auch einfache Monster überzeugen mit ihrem durchdachten, gruseligen Aussehen. Der fantastische Artstil lässt die ein oder andere matschige Textur in der Umgebung schnell verzeihen. Eine tolle Beleuchtung tut ebenfalls ihr bestes, Dark Souls 3 in ein – Achtung Wortwitz – gutes Licht zu stellen. Der Titel ist optisch mit Bloodborne mindestens auf Augenhöhe. Dass er deutlich hübscher als Dark Souls 2: Scholar of the First Sin ist, kommt aber auch mit einem Kompromiss daher. Wie Bloodborne läuft Dark Souls 3 mit 30 Frames pro Sekunde, die das Spiel zudem vor allem bei einigen Boss-Begegnungen nicht halten kann. Wer in Vorbereitung auf Teil 3 noch die PS4-Fassung von 2 gespielt hat und von den butterweichen 60 FPS verwöhnt ist, muss sich in dieser Hinsicht erst einmal auf den Rückschritt einlassen. Insgesamt macht Dark Souls 3 allerdings einen sehr guten grafischen Eindruck. Die japanischen Entwickler haben einmal mehr einen stimmigen Soundtrack einbetten wollen, was ihnen absolut gelungen ist. Mit schaurigen Klängen haben die Komponisten definitiv einen tollen Job abgeliefert! Noch mehr ins Ohr gehen die grausamen Laute, die so manch ein Feind von sich gibt. Das Sounddesign ist bombastisch und trägt dazu bei, dass sich das Spiel gelegentlich wie ein Horrortitel spielt. Die Geräuschkulisse ist gelegentlich widerlich – und das meine ich so positiv, wie es im Kontext möglich ist. Mir läuft jedes Mal ein Schauer über den Rücken, wenn sich ein Feind mit einem grellen Schrei ankündigt, bevor ich ihn überhaupt sehe. Wer gute Kopfhörer trägt, wird das Erlebnis gleichermaßen lieben und verfluchen.
Fazit
Mit Dark Souls 3 ist From Software eine absolut logische Fortsetzung der Serie gelungen. Es wird wage auf die Handlung des ersten Spiels aufgebaut und so präsentiert sich die Rückkehr zu bekannten, nun zertrümmerten Orten als nette Nostalgie-Zugabe. Der Erfolg von Bloodborne fließt direkt in das Spielgeschehen mit ein, das sich nun eine Prise schneller spielt, aber nach wie vor seinen Spielern die großzügige Freiheit über Charakterentfaltung und Spielweise lässt. Die neuen Waffenkünste sorgen für mehr Möglichkeiten in den Kämpfen. Als mittlerweile Blockbuster-Titel versucht Dark Souls 3 zudem, auch neue Spieler willkommen zu heißen und gestaltet seinen Anfang nicht allzu gnadenlos – was sich schnell zur Freude alteingesessener Fans wieder ändert. Eine tolle Grafik und eine gruselig-gute Sound-Umsetzung tun dabei ihr bestes, die Atmosphäre des Spiels zu unterstützen. Abseits der nervigen Bugs hat From Software meiner Meinung nach alles richtig gemacht. Auch wenn die ersten Durchgänge vom ersten Dark Souls oder gar Demon’s Souls ganz besondere Reisen mit völlig neuem Spielgefühl für mich waren und in dieser Hinsicht unantastbar bleiben, stellt Dark Souls 3 spielerisch und inhaltlich meine persönliche Spitze der Reihe dar!
Einmal mehr ist die knackige Herausforderung der Star des Spiels
Zum Start allerdings etwas linearer und weniger gnadenlos – Neueinsteiger wird’s freuen Kampfgeschehen dezent schneller, zudem mit „Waffenkünsten“ als willkommene Neuerung Viele Klassen sorgen für unterschiedliche Spielweisen – dadurch Abwechslung im Gameplay Charakterentwicklung trägt zu tollem Fortschrittsgefühl bei Absolut fantastisches Leveldesign und ekelhaft-schöne (Boss-)Gegnergestaltungen Schauriger Soundtrack wird ergänzt durch ein gruseliges Sounddesign – tut dem Horror-Faktor gut! |
Diverse Bugs sorgen für unnötigen Frust
Die Framerate kann ihr 30 FPS-Ziel oft nicht halten |
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