Ob riesige Messestände von Ubisoft oder EA, stundenlange Warteschlangen bei Spielen wie Metro Exodus oder Devil May Cry oder dröhnendes Rahmenprogramm von den Bühnen zahlreicher Aussteller – die gamescom 2018 hat eine Vielzahl von Eindrücken hinterlassen. Doch vor allem waren es selbstverständlich die anspielbaren Spiele, durch die das Kölner Gaming-Event einmal mehr zum gigantischen Spaß wurde. Welche Titel mich am meisten begeistert habt, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Shadow of the Tomb Raider (PS4, Xbox One, PC)
Mit Shadow of the Tomb Raider veröffentlicht Square Enix in wenigen Wochen schon den dritten Teil seit der Serien-Neuausrichtung im Jahre 2013. Nachdem für die Vorgänger vor allem das amerikanische Entwicklerstudio Crystal Dynamics zuständig war, entstand Shadow of the Tomb Raider primär unter der Leitung von Eidos Montréal (Thief, Deus Ex). Mein Fazit nach knapp zwanzig Minuten mit dem Spiel: Tomb Raider bleibt Tomb Raider. Doch das ist gar nicht schlimm! Noch immer überzeugt der ausgewogene Mix aus packenden Schießereien, physikbasierten Rätseln und der Erkundung von Höhlen und antiken Ruinen.
Der Vergleich mit Action-Held Nathan Drake aus Uncharted wird bei Tomb Raider gerne gezogen – kein Wunder, schließlich haben sich beide Reihen in der Vergangenheit gegenseitig merklich inspiriert. Bei welchem Punkt Tomb Raider in meinen Augen aber schon immer die Nase vorne hatte, war der größere Fokus auf Schleichen und bedachtes Vorgehen: Ihr sucht Schutz hinter Gebüschen oder an bewucherten Wänden, lenkt Feinde geschickt ab und nutzt den Bogen als Waffe für lautlose Manöver. Die teilweise fast schon beklemmende Soundkulisse sorgt kombiniert mit den detailreichen Umgebungen und großartigen Lichteffekten zudem für eine dichte Atmosphäre. Der große Wow-Effekt blieb bei der Demo aber aus, weil nicht viel Neues geboten wurde – im gesamten Spiel stellt sich daher die große Frage, ob die Entwickler beim Storytelling einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht haben.
Life is Strange 2 (PS4, Xbox One, PC)
Life is Strange und das Prequel Before the Storm haben mich überwältigt. Die emotionale Coming-of-Age-Geschichte mit ihren nachvollziehbaren Figuren war nur die halbe Miete. Der bunt-verspielte Grafikstil, der fantastische Indie-Soundtrack und die spannende Zeitreise-Mechanik aus dem Erstling ließen die Spiel eine ganz eigene Magie versprühen. In Life is Strange 2 schließt Dontnod Entertainment aber offenbar komplett mit den Geschichten rund um Max, Chloe und Rachel ab. Stattdessen schlüpft der Spieler dieses Mal in die Rolle von Sean, der mit seinem kleinen Bruder Daniel auf einer gefährlichen Flucht vor der Polizei ist.
Doch die 30-minütige Demo, die ich auf der gamescom 2018 anspielen konnte, begann zunächst wesentlich harmloser. Sean möchte eigentlich nur eine Halloween-Party besuchen und es ist eure Aufgabe, im Haus nach Getränken, Snacks und einer Decke zu suchen. Dabei werden aber auch schon einige Beziehungen deutlich: Sein Vater ist zwar sympathisch, aber enttäuscht davon, dass Sean immer noch nicht weiß, wo es nach der Schule hingehen soll. Außerdem hat Sean eine gute Freundin, für die er aber offenbar mehr empfindet als er sich eingestehen möchte. Ihr klickt euch durch Dialoge, trefft Entscheidungen, untersucht Objekte in der Umgebung und werdet immer wieder von der niedlichen Präsentation des Spiels begeistert.
Gegen Ende der Demo kommt es aber zu einer schlagartigen Wende, die ich hier nicht weiter ansprechen möchte – vermutlich handelt es sich dabei um den zentralen Twist der ersten Episode. Nur so viel: Übernatürliche Begebenheiten spielen auch in Life is Strange 2 wieder eine Rolle und der überraschende Schock hinterließ auf meinem Körper Gänsehaut. Hoffentlich schafft es Life is Strange 2 aber, sich ausreichend von den Vorgängern abzuheben und eine logische Verbindung zu seinen Vorgängern zu kreieren. Gelingt das, bin ich überzeugt, dass auch Life is Strange wieder eine zauberhafte Geschichte erzählen wird.
Super Mario Party (Switch)
Super Smash Bros. Ultimate hat mir als DAS große Nintendo-Zugpferd unterhaltsame Kämpfe bereitet – keine Frage! Die gigantische Auswahl an Charakteren und Stages wird im fertigen Spiel sicherlich dafür sorgen, dass das Fighting-Game zum Multiplayer-Dauerbrenner wird. Doch Super Mario Party hat mich am Nintendo-Stand noch mehr unterhalten. Das liegt vermutlich unter anderem daran, dass mein letztes Mario-Party-Spiel schon eine Weile zurückliegt, obwohl ich mit der Serie stets eine Menge Spaß hatte. Super Mario Party wirkt zudem schon sehr rund: Im anspielbaren Toad-Cup folgten fünf Minispiele aufeinander, in denen vier Spieler gegeneinander antreten mussten.
Das Beste: Mario Party schafft es, bei den Games die Balance zwischen leichter Verständlichkeit und ausreichendem Tiefgang zu wahren. Während ich in einem Spielchen ein Dreirad-Rennen gegen Yoshi und Gumba fahre, weiche ich wenige Minuten später rasenden Football-Spielern aus. Bei manchen Minispielen reicht es, nur ein paar Knöpfe zu drücken, oft wird aber auch die Bewegungssteuerung der Joy-Cons genutzt. In einem Minispiel müsst ihr beispielsweise ein bratendes Fleischstück wenden, wobei euer Controller kurzerhand zum Pendant des Pfannengriffs wird. Auf der gamescom konnte ich nur eine Aneinanderreihung von Minispielen antesten, im kompletten Spiel wird es aber natürlich auch wieder die bekannten Partybretter, Team-Modi und sogar erstmals auch einen Online-Modus geben.
Rage 2 (PS4, Xbox One, PC)
Vor der Ankündigung hätte ich ehrlich gesagt niemals damit gerechnet, dass je ein Nachfolger von Rage das Licht der Welt erblicken würde. Doch ich bin froh, dass es passiert ist – denn Rage 2 rockt! Großartige Einblicke in die Handlung des Spiels oder die offene Spielwelt – dazu zählt auch die Fortbewegung mit Fahrzeugen – konnte ich auf der gamescom leider noch nicht erhaschen. Einen enorm starken Eindruck hat aber schon jetzt das Shooter-Gameplay hinterlassen. Auf den Spuren von Doom überzeugte das anspielbare Level mit einer wahnwitzigen Geschwindigkeit, wegen der man stets in Bewegung bleiben sollte.
Noch waren die Gegner etwas eintönig, dafür hat mich das Gunplay in seinen Bann gezogen. Die Waffen sind zwar recht unspektakulär, das ständige Wechseln zwischen Sturmgewehr, Schrotflinte und den Nanotrit-Fähigkeiten des Protagonisten ist fürs Überleben aber entscheidend. Hinter den Nanotrit-Fähigkeiten verbirgt sich etwa eine Sprungattacke, die besonders aus großer Höhe für viel Schaden sorgt. Auch ein Dash zum Ausweichen und ein Stoßangriff fallen unter die Fähigkeiten – trotz der Abklinkzeiten erhöhen diese das rasante Tempo von Rage 2 noch weiter.
Grafisch hat das Spiel den typischen Bethesda-Flair – kein Fotorealismus, dafür aber eine stilsichere Präsentation des Ödlands. Zusätzlich gibt es einige coole Effekte, zum Beispiel wenn die Rüstungen der Gegner bei Beschuss in kleinen Einzelteilen abfallen. Rage 2 wird mit seinem Kampfsystem stehen und fallen – die Abwechslung in den Waffen, Fähigkeiten, Missionen und Gegnern ist daher von enormer Bedeutung!
Forza Horizon 4 (Xbox One, PC)
Ich bin kein riesiger Fan von Rennspielen, aber die Forza-Reihe lässt mich jedes Jahr aufs Neue neidisch zu den Xbox-Spielern herüberblicken. Das ist auch bei Forza Horizon 4 nicht anders: Anspielbar in 4K auf der Xbox One X hat Playground Games die eigene grafische Referenzmesslatte einmal mehr überboten. Das Fahrgefühl ist nach wie vor fantastisch und der technische Gesamteindruck über alle Zweifel erhaben. Die größte Neuerung im vierten Teil der Horizon-Serie ist der Wechsel der Jahreszeiten. Passend dazu war auch auf der gamescom ein Rennen anspielbar, in dessen Verlauf man kleine Streckenabschnitte zu verschiedenen Zeiten des Jahres spielt.
Es ist dabei ein verdammt gutes Zeichen, wenn ich mich nicht entscheiden kann, welcher Teilabschnitt mich am meisten begeistert hat. Schon beim Herbst, der in wunderschönes, braunrotes Laub gehüllt war, hing meine Kinnlade unten – der nächtliche Winter, bei dem am Straßenrand ein bunter Jahrmarkt leuchtet und der Sommer, der die Strecke in strahlenden Sonnenschein hüllt, waren aber mindestens genauso beeindruckend. Schön ist auch, dass die verschiedenen Jahreszeiten durch die Streckenbeläge auch für Unterschiede im Fahrgefühl sorgen. Die Zeichen, dass Forza Horizon 4 die Erfolgsserie der erstklassigen Rennspiel-Reihe fortsetzt, stehen daher ausgesprochen gut.
Dying Light 2 (PS4, Xbox One, PC)
Dying Light 2 war auf der diesjährigen gamescom zwar noch nicht anspielbar, dank einer umfangreichen Präsentation von Techland konnte ich aber trotzdem einen Überblick über das Gameplay des apokalyptischen Shooters bekommen. Das spannendste Feature: Die von Zombies überlaufene Spielwelt aus Dying Light 2 wird maßgeblich durch euer Handeln beeinflusst. Dabei spielen eure spielerischen Entscheidungen und Beziehungen zu den vielen Fraktionen der Stadt eine entscheidende Rolle. Je nachdem, welche Gruppierung wir an welcher Stelle des Spiels unterstützen, kann die Open World wenige Ingame-Wochen später ganz anders aussehen.
Unterstützt ihr in der Demo zum Beispiel die Peacekeepers bei der Kontrolle des Wasserturms, springen dabei für euch der Zugang zu bislang verwährten Gebieten, sichere Straßen und eine kostenlose Wasserversorgung raus – leider ist die Fraktion in der Ausführung ihrer Gesetze aber sehr streng. An der Seite von den Scavengers könntet ihr hingegen wichtige Grundlagen für einen Schwarzmarkt legen, der euch in Zukunft vor allem finanzielle Vorteile bieten würde. Diese Mehrdimensionalität der Auswirkungen soll ein zentrales Motiv der Geschichte sein. Zusätzlich soll so jeder Spieler ein ganz anderes Spiel erleben, da nicht nur optische Unterschiede in der Stadt feststellbar sind, sondern ihr auch ganz andere Wege, Missionen und Enden zu Gesicht bekommt.
Abseits der formbaren Welt wird auch spielerisch wieder einiges geboten. Im Konflikt mit den untoten Widersachern dürft ihr euch nicht nur auf eure wuchtigen Fähigkeiten im Nah- und Fernkampf verlassen. Stattdessen müsst ihr euch auf der Flucht vor Zombies auch auf waghalsige Parkour-Einlagen einstellen, die im Vergleich mit dem Vorgänger nochmal überarbeitet wurden. Neu sind auch die „Parkour-Puzzles“, in denen ihr genau auf eure verbleibende Ausdauer achten müsst, um nicht die Kraft zu verlieren, während ihr an einem Turm hinaufklettert. Hinzu kommen ein Tag-Nacht-Zyklus, eine mysteriöse Story und der Koop-Modus – wenn das Entwicklerstudio den hohen Ambitionen tatsächlich gerecht wird, könnte uns mit Dying Light 2 ein wirklicher Zombie-Hit bevorstehen.