Releasetermin: 30.07.2018

Medientyp: Download
Genre: Rollenspiel
Entwickler: Ubisoft
Herausgeber: Ubisoft

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Nach „Gefahrendeck“ und „In der Dämmerung zur Casa Bonita“ soll „Bring den Crunch“ den krönenden Abschluss von South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe darstellen. Auch wenn der Release des Hauptspiels inzwischen fast ein Jahr zurückliegt, war die Vorfreude auf den dritten DLC bei mir ziemlich hoch. Primär lag das natürlich daran, dass South Park: Die rektakuläre Zerrreißprobe für mich zu den absoluten Videospiel-Highlights des letzten Jahres gehörte. Zusätzlich konnte mich auch der Ausflug zur Casa Bonita in der ersten Story-Erweiterung sehr gut unterhalten – leider war er aber schon nach wenigen Stunden wieder vorbei. Kann Bring den Crunch noch eine Schippe drauflegen?

Horror im Sommer-Camp

Auch in der neusten DLC-Erweiterung lauern die Abenteuer nicht in South Park selbst. Das Sommer-Camp am Tardicada-See ist in Gefahr: Der Camp-Aufseher ist verschwunden und der Freizeit für benachteiligte Kinder droht das frühzeitige Aus. Blitzfreak (Jimmy) bittet die Superhelden aus South Park über Coonstagram um Hilfe – einige Stationen mit dem DLC-Bus später befindet ihr euch schon mitten im Geschehen. Wer vor Ort nur eine kleine Schnitzeljagd im fröhlichen Sommer-Camp erwartet, wird aber überrascht.

Während sich das Hauptspiel vor allem der Parodie von Superhelden-Filmen verschrieben hatte, inszeniert Bring den Crunch nämlich eine herrlich überzogene Darstellung von Horrorfilm-Klischees. Bevor ihr am Tardicada-See ankommt, warnt euch zum Beispiel ein mysteriöser Reisender vor den Gefahren, die am Ende des Weges lauern. Im Camp selbst fehlt aber nicht nur ein einzelner Aufseher, stattdessen ist das gesamte Gelände blutüberströmt, verwüstet und mit okkulten Symbolen verziert. Die Superhelden-Freunde hält das natürlich nicht ab. Nicht etwa, weil es hier um Leben und Tod der Camp-Mitarbeiter geht. „Es muss nur ein Aufseher noch leben, dann kann das Camp fortgesetzt werden!“ ist die Motivation von Blitzfreak.

Final Girl und der Crunch

Passend zum Horror-Szenario sind die Gegnergruppen dieses Mal natürlich aus einem bunten Monster-Allerlei zusammengesetzt. Die Vor- und Nachteile des Kampfsystems bleiben weitestgehend die Gleichen wie schon im Hauptspiel, einige neue Kniffe bringen aber frischen Wind in die rundenbasierten Begegnungen. Unter anderem erhält die eigene Spielfigur die neue Klasse „Final Girl“, inspiriert von den naiven Mädchen, die so oft am Ende eines Horrorfilms dann doch unerwartet überleben. Ein Angriff von Final Girl kann zum Beispiel Fallen platzieren, die Gegner bei Kontakt zum Bluten bringen. Eine weitere Fähigkeit lässt ganz andere taktische Einfälle zu: Nach der Auswahl des gegnerischen Ziels kann eure Figur nachträglich noch ihre Position ändern und sogar die Richtung, in die der Feind durch die Attacke geschleudert wird, frei wählen.

Da in Bring den Crunch ein großer Fokus auf das Positionsspiel der Charaktere gesetzt wird, kommen die speziellen Fähigkeiten von Final Girl gut zum Einsatz. Viele feindliche Angriffe erstrecken sich über mehrere Runden und zeigen euch im Vorhinein, welche Felder ihr bis zur nächsten Runde besser meidet oder – noch besser – auf welche Felder ihr Kämpfer aus dem Gegner-Team manövrieren solltet. Ein ähnliches Prinzip verfolgt auch der verfluchte Indianerfriedhof, der in Bring den Crunch zum Kampfschauplatz wird. Charaktere, die auf den verfluchten Stellen der Ruhestätte sterben, werden sofort wiederbelebt. Weitere Verstärkung bekommen die Coon & Friends durch Mint-Berry-Crunch, der einigen South-Park-Fans vielleicht besser als Bradley Biggle bekannt ist. Er kann Feinde in Beeren- und eigene Mitstreiter in Minzduft hüllen. Wird ein minzgetränkter Kämpfer anschließend von einem Feind mit Beeren-Geruch angegriffen, erleidet er keinen Schaden.

Angeln und Rätseln am Tardicada-See

Natürlich wird in Bring den Crunch nicht nur gekämpft, sondern auch wieder reichlich gerätselt. Das Prinzip der Puzzles stützt sich auf bekannte Mechaniken aus der Hauptstory. Es werden Tonnen umhergeschoben, explosive Substanzen entzündet und Stromkreise manipuliert – die Besonderheit stellen wie gewohnt die Zeit-Raum-Fürze dar, mit denen ihr etwa für wenige Sekunden durch Gefahrenzonen laufen oder Aktionen zurücksetzen könnt. Richtige Kopfnüsse, bei denen man besonders lange grübeln musste, gab es nicht. Die kompakte Kombination aus verschiedenen Rätselmechaniken kann aber nach wie vor unterhalten.

Neben der Haupt-Quest, in der ihr vor allem den Gründen für die verschwindenden Camp-Aufsehern auf den Grund geht, bietet der Tardicada-See auch noch einige Nebenaufgaben. Unter anderem könnt ihr das Camp wieder behindertengerechter machen, Selfies mit Geistern knipsen oder euch an einem Angel-Minispiel versuchen. Als Belohnung winken wieder massenhaft Kostüme oder andere Extras, die ihr auch ins Hauptspiel übernehmen könnt. Die meisten dieser Aufgaben bewältigt ihr aber mehr oder weniger nebenbei, sodass es nach Abschluss des DLCs gar nicht mehr so viel zu tun gibt. Auch Bring den Crunch muss sich daher leider der gleichen Umfangs-Kritik stellen wie schon In der Dämmerung zur Casa Bonita: Nach maximal drei Stunden habt ihr alles gesehen – für 11,99 Euro hätte man ruhig noch ein bis zwei Stunden dranhängen können.

Pulver verschossen?

Auch konnte der Humor in Bring den Crunch nicht so gut zünden wie im Hauptspiel. Es werden viele Horror-Klischees auf die Schippe genommen, die vierte Wand wird gerne gebrochen und viele subtile Jokes wurden weiterhin in Szenerien und Item-Namen versteckt. Trotzdem bleiben die großen Lacher, wie man sie vor allem aus dem Hauptspiel kennt, leider aus. Stattdessen freue ich mich als Fan auf das Wiedersehen mit Figuren wie Nathan oder Mimsy, die bei einem Ausflug zum Tardicada-See natürlich nicht fehlen dürfen.

Wertung im Einzelnen
Story & Charaktere
7
Gameplay
8
Preis/Leistung
6
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