Sairento VR für HTC Vive im Test

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Schon wieder ein Shooter in VR? Nachdem ich euch in den letzten Tagen und Wochen mit Arizona Sunshine und The Brookhaven Experiment bereits zwei actionreiche Virtual Reality-Shooter vorgestellt habe, ist nun noch einer an der Reihe. Doch macht Sairento VR für HTC Vive und Oculus Rift einiges anders als seine entfernten Genre-Verwandten. Zum einen befindet sich der Titel als Early Access-Spiel noch in der Entwicklung und wird, von Fan-Feedback beeinflusst, verbessert. Zum anderen ist Sairento VR um einiges rasanter und wilder als die zuvor erwähnten Erlebnisse. Ob das Konzept um die waghalsige Action schon jetzt aufgeht, oder ob der Titel dem schlechten Early Access-Ruf auf Steam gerecht wird, erfahrt ihr in unserem Review.

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Wolltet ihr euch schon einmal fühlen wie Neo aus dem Hollywood-Film Matrix? Oder seid ihr doch eher Fans von Ninjas und Samurais, die sich geschmeidig und flink durch Horden von Feinden schnetzeln? Sairento VR kombiniert diese beiden Vorstellungen und erweckt in seinen Spielern das Gefühl, ein verdammt cooler Actionstar zu sein. Denn setzt der Titel nicht nur auf dicke Wummen und scharfe Schwerter, sondern auch auf hektische Fortbewegung in überschaubar großen Arealen. Sairento nutzt eine Teleportationsmechanik, doch fällt diese rasanter aus als in vielen anderen VR-Umsetzungen. Ich habe auf der HTC Vive gespielt und die Vive-Controller genutzt. Spieler können hier per Touchpadklick zu einem aufgezeigten Punkt in der Nähe “dashen”. Halten wir den Controller nach oben oder zeigen auf einen weiter entfernteren Punkt, vollziehen wir keinen Dash, sondern bereiten einen Sprung vor. Mit gedrückt gehaltenem Touchpad wird eine Flugkurve angezeigt. Lassen wir das Touchpad los, führt die Spielfigur einen Sprung entlang dieser Flugkurve aus. Das funktioniert nicht nur erstaunlich gut, sondern sollte nur für wenige in Übelkeit und Motion Sickness enden. Wen das ständige Herumspringen doch aus dem Gleichgewicht bringt, kann die Fortbewegung auf die simpleren Dashes limitieren. Dadurch verliert das Spielgeschehen zwar an Vertikalität und somit eins der besten Elemente des Titels. Doch freut es mich zu sehen, dass man zumindest an all diejenigen gedacht hat, die nun einmal nicht viel in VR vertragen.

 

Mit der Möglichkeit zum Sprung kommt die spaßigste Mechanik des Spiels so richtig zur Geltung: Mit der “Fokus”-Funktion können Spieler die Zeit verlangsamen. Ich kann mich an nicht viele Momente mit Videospielen erinnern, die mir ein mächtigeres Gefühl gegeben haben als Sairento VR. Teleportationssprung, Zeit verlangsamen – und aus der Luft alle Feinde zu Boden abknallen. Ja, es ist wirklich so spaßig wie es klingt! Fokus stellt den zentralen Spielaspekt dar, denn wird die Fokus-Leiste nicht nur durch die Zeitmanipulation geleert. Auch Dashs und Sprünge erfordern Fokus-Energie. Das bedeutet einerseits, dass wir uns nicht unendlich oft zur Fortbewegung teleportieren können. Ist die Leiste leer, sind wir für einige Sekunden den Feinden ausgesetzt und können nicht fliehen, bis sich Fokus wieder etwas generiert hat. Andererseits sollten wir für besonders coole Manöver stets eine volle Leiste einplanen. Der Sprung benötigt etwas Fokus, doch insbesondere der Zeitlupe-Effekt leert die Leiste schnell. Es gilt also, Fokus mit Bedacht zu nutzen, denn anfangs braucht die Regeneration eine Weile.

Doch genug vom Springen und Dashen. Auch die Waffenhandhabung gehört zu den Höhepunkten des Spiels. Spieler haben mehrere Slots frei, um Waffen unterzubringen. Die Auswahl der Waffen ist mechanisch gut gelungen und so greifen wir mit einer leeren Hand in eine Blase und stecken per Grip-Knopf des entsprechendes Controllers die Waffe an der Hand fest. Das funktioniert sehr simpel und so ist es auch in hitzigen Momenten leicht, bei leerer Munition schnell die Waffe zu wechseln. Zur Verfügung stehen Waffen aus verschiedenen Kategorien. So gibt es unterschiedliche Pistolen, diverse Maschinengewehre, Schrotflinten – und Katanas. Reden wir zuerst über die Handfeuerwaffen. Nicht nur zwischen den Kategorien, sondern auch zwischen den Modellen gibt es Unterschiede. So haben manche Waffen eine besonders schnelle Feuerrate, während andere besonders viel Schaden anrichten. Es macht Spaß, sich durch die diversen Varianten durch zu probieren. Doch müssen sämtliche Waffen erst freigeschaltet werden. Fangen Spieler mit lediglich einer Knarre und einem Katana an, warten schon bald weitere Waffen als Belohnung. Das Nachladen der Waffen fällt übrigens fast schon genauso spaßig aus wie das eigentliche Abfeuern. Denn bringen die Controller mit einer Art Schüttelbewegung die virtuellen Waffen dazu, nachgeladen zu werden. Sairento VR hält viele epische Momente bereit: Stylisch nachladen, in die Luft springen, Zeitlupe aktivieren und mit den Waffen in der Hand Kleinholz aus allen Feinden in der Nähe machen – das fühlt sich einfach wahnsinnig cool an.

Je nach Spielstil könnte das Katana für den einen oder anderen unter euch gar noch interessanter sein als Feuerwaffen. Denn ist auch das Schwingen des Schwertes sehr unterhaltsam gestaltet. Diese Spielweise legt eine noch größere Betonung auf ständige Bewegung, schließlich müssen wir an die Feinde nah heran, um sie aufschlitzen zu können. Zudem fangen wir uns Schaden ein, wenn wir zu lange an einem Ort bleiben. Die Roboter-Gegner schießen auf den Spieler und so kann das Katana bei weitem nicht alle Kugeln abwehren. Sobald ein zweites Schwert freigeschaltet wurde, ist gar eine vollständig auf Nahkampf ausgelegte Spielweise möglich. Ich kann einmal mehr nur betonen, wie verdammt cool es ist, in Zeitlupe auf einen Feind zu springen und bei der Landung mit dem Katana voraus den Roboter zu erledigen. Ich nutzte letztendlich zumeist eine Katana-Pistolen-Kombination, doch ermutigt Sairento seine Spieler, mit dem verfügbaren Waffenarsenal zu experimentieren.

Sairento bietet Spielern unterschiedliche Spielvarianten an, die darauf abzielen, eine bestimmte Anzahl an Gegnern zu besiegen oder vorgegebene Gegnerwellen zu überleben. Dabei sind die Missionen in aufsteigende Schwierigkeitsgrade unterteilt. Was die Aufgaben besonders spaßig macht, ist die Ausbeute und Erfahrung, mit der wir aus den Kämpfen hervorgehen. Denn bietet Sairento ein umfangreiches Aufstufungs- und Ausrüstungssystem und damit einen Aspekt, der mir bei so vielen VR-Erfahrungen fehlt. Ich habe immer wieder einen Anreiz, den Titel zu spielen, um meine Figur zu stärken. Denn gibt es so einige Waffen, dutzende Relikte und viele Fähigkeiten, die darauf warten, freigeschaltet zu werden. In vielerlei Hinsicht können Spieler ihre Figuren verbessern. Durch erfolgreiche Missionen verdienen wir uns Erfahrungspunkte und steigen im Rang auf. Dadurch erhalten wir wiederum Skill-Punkte, die in verschiedenen Kategorien ausgegeben werden können. Wir können unsere Basis-Werte unter anderem in Gesundheit oder Fokus aufwerten. Zudem warten neue Fortbewegungsmanöver darauf, das rasante Spielgeschehen noch schneller und vielfältiger zu machen. Die Munitionskapazität der verschiedenen Waffenarten lässt sich z.B. ebenfalls erhöhen. Zudem stehen eine Reihe an Spezialangriffen parat, mit denen wir beispielsweise eine Katana-Druckwelle erzeugen und so auch mit dem Schwert Fernattacken ausüben können. Es gibt wahrlich dutzende Möglichkeiten, die Skill-Punkte zu investieren, was mich über viele Stunden an Sairento fesselte.

Jede Menge Loot!

Doch auch das Waffensystem ist gelungen. Zum einen können neue Slots freigeschaltet werden, um eine größere Auswahl an Equipment mit in den Kampf zu nehmen. Zum anderen gibt es wie erwähnt viele neue Waffen zu entdecken. Wir erhalten neue Modelle entweder von erledigten Feinden, von versteckten Truhen in den Arealen oder als Missionsbelohnung. Genauso verhält es sich mit den “Relikten”, die in großer Zahl erspielt – oder in einem Shop mit der Währung „Ducat“ erworben werden . Diese Waffenaufsätze sind einmal mehr in verschiedene Kategorien aufgeteilt und lassen sich an die Waffen anbringen, um diverse Boni zu gewähren. Manche Teile steigern die XP-Ausbeute einer Waffe. Andere sorgen für größeren Basis-Schaden und eine erhöhte kritische Treffer-Rate. Die Boni liegen in scheinbar unendlichen Ausführungen vor, sodass die Suche nach dem “perfekten” Relikt ein ständig andauernder Prozess ist. Zudem gibt es neben den Upgrade-Teilen auch zusätzliche Farbkristalle, die für eine optische Änderung der Waffe sorgen. Auf diese Weise haben Spieler die Möglichkeit, ihre Ausrüstung nach Belieben zu gestalten. Durch den permanenten Schwierigkeitsanstieg ist eine stetige Verbesserung des Charakters auch durchaus nötig. Gleichzeitig spürte ich, dass ich als übernatürlicher Kämpfer nach und nach stärker wurde, was den Spaß umso mehr in die Höhe schießen ließ. Sairento VR hat das Konzept eines Fortschrittsystems wahrlich gut verstanden.

Das Spiel befindet sich noch im Early Access-Zustand, was so viel heißt wie: Umfang und Funktionen sind noch nicht vollständig bzw. fertig ausgefeilt. Während sich das grundsätzliche Spielgeschehen schon sehr durchdacht und hochwertig anfühlt, kommen andere Aspekte bislang noch zu kurz. Allen voran die Kartenanzahl ist zur Zeit noch sehr überschaubar. Insgesamt drei Maps stehen derzeit verteilt auf zwei Modi zur Verfügung. Ich hoffe auf weitere Spielvarianten, die im besten Fall mehr Abwechslung ins Geschehen bringen würden. Ebenso lassen Online-Funktionen noch auf sich warten. Die Entwickler von Mixed Realms arbeiten weiter eifrig am Titel und wissen, dass Sairento VR noch einige Baustellen hat. So plant man, noch weitere sechs bis acht Monate am Spiel arbeiten zu müssen, bevor man von einer fertigen Version sprechen könne. Doch bin ich guter Dinge. Ich spiele den Titel noch keine Woche, doch durfte ich bereits das erste größere Update erleben, das praktische Wandläufe inklusive Wandabsprung und stylische Rutschmanöver nach einem Landung integriert hat. Sollte dies ein Indikator für die regelmäßigen Update sein, bin ich bestens gestimmt. Eine vollwertige Kampagne, neue Maps, Waffen, Fähigkeiten und KI-Verbesserungen stehen auf dem Plan. Sairento kann also nur noch besser werden, als es ohnehin schon ist.

Sairento VR – Fazit

Auch wenn der Titel sich noch in der Early Access-Phase befindet, macht Sairento VR schon sehr viel richtig. Das Spielgeschehen sorgt mit seiner rasanten, vertikalen Fortbewegung und mit mächtigen Waffen für ein verdammt cooles Spielgefühl. In Zeitlupe aus der Luft mit einer Waffe in der einen Hand auf Roboter-Feinde schießen und mit einem Katana in der anderen den verheerenden Abschluss zu Boden vollziehen – für solche Momente ist VR gemacht. Dazu gesellt sich ein durchdachtes Fortschrittssystem, das den Wiederspielwert von Sairento durch viele Aufstufungsebenen erstaunlich hoch hält. Zwar lässt die Abwechslung noch zu wünschen übrig. Sowohl Spielmodi als auch Maps sind derzeit noch Mangelware. Da das Spiel sich aber noch in der aktiven Entwicklung befindet, bin ich mir sicher, dass Sairento VR eines Tages zu den besten Titeln der Virtual Reality-Szene gehören wird – es ist nämlich schon jetzt sehr nah dran. Wer sich an einem geringen Umfang zum derzeitigen Zeitpunkt nicht stört, kann getrost bereits jetzt schon zugreifen und sich unter anderem auf die kommende Kampagne freuen.

Auf Steam kaufen – 22,99€

Wenn das Spiel eines Tages fertiggestellt ist, planen die Entwickler übrigens auch einen Port für Playstation VR. Ich würde mich wirklich freuen, wenn es früher oder später dazu kommt.

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Hey Leute, ich bin der Dominik, Redakteur, und stürze mich für euch gerne in die aktuellsten News und Reviews der PS4 :)